Predigttext zum Sonntag
Im Einfachen liegt Kraft
Als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu predigen.
1. Korinther 2, Vers 1
Und dann packen Sie bitte wieder ein bisschen mehr Theologie in Ihre Predigten! Dann wird das schon.“ Mein Händedruck bleibt bei dieser Verabschiedung fest. Und mein Lächeln ist echt. Offenbar habe ich was richtig gemacht: Das, was ich erzählt habe, das war meinem Gottesdienstteilnehmer verdächtig eingängig gewesen. „Das ist ja so, als wenn das alles ganz einfach wäre!“ Und ich denke: Ja, so einfach ist das eben. Du sollst ja auch was damit anfangen können.
Aber ich kenne ja auch mich: Manchmal gieren wir als Kirchenvolk nach hohen und weisen Worten, die da vorn von der Kanzel kommen sollen. Einfaches zu hören kommt manchmal den Leuten so vor, als hätte man sie betrogen. Ist der Intellekt ein bisschen beleidigt, wenn eine Botschaft zu einfach ist?
Vielleicht ist es Paulus ja auch so gegangen mit denen, die ihm zuhörten. Über sein Redetalent machte er sich keine Illusionen. Briefe konnte er schreiben – keine Frage. Aber im Reden waren ihm manche der populären Prediger voraus. Sie hatten ihre „Fan-Gemeinden“: Die einen hörten gern Petrus, andere schworen auf Apollos.
Aber Paulus sieht auch die Gefahr dabei: In den selbstempfehlenden Reden der brillianten Redner droht ihm das Verschleiern der eigentlichen Botschaft, nämlich der Botschaft vom Gekreuzigten und Auferstandenen. Die soll nicht hinter „hohen Worten oder hoher Weisheit“ verschwinden.
Hinter dem, was Paulus schreibt, steht die Einsicht, dass ein Mensch mit seinen Möglichkeiten, die Welt zu verstehen, irgendwann am Ende ist. Gottes Weisheit dagegen reicht tiefer und weiter als alles, was Menschen mit ihrem Verstand erreichen können. Und Gott wird Herzen und Sinne bewahren. Das Geheimnis von Gottes Weisheit erschließt sich durch die Kraft von Gottes Geist selbst in einfachen Worten von Christus, dem Gekreuzigten.
Für mich ist es immer eine gute Sache, wenn ich meinen kleinen Kindern von meinem Glauben erzähle. Das muss dann so geschehen, dass sie mir folgen können. Dazu passen keine hohen Worte oder hohe Weisheit. Und die Sprache von Kindern zu sprechen, ist manchmal deutlich anstrengender, als sich verbal hinter theologischen Systemen zu verstecken.
Pfarrer Michael Schmudde, Worbis
Autor:Online-Redaktion |
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