Predigttext
Immer wieder Zuspruch
Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
Johannes 17, Vers 3
Von Susanne Hennrich
Wieder und wieder dreht sie sich um, läuft zurück zum Zug und spricht ihrem Kind Mut zu: Alles wird gut. Tante und Onkel holen dich ab. Ich komme nach, aber jetzt muss ich noch hierbleiben. Und noch ein Kuss, und sie streicht über die Stirn ihres Kindes, mit einer Träne im Auge dreht sie sich um, läuft Richtung Ausgang. Es muss sein. Sie hat ihm alles gesagt, was sie ihm sagen musste: Wie unendlich lieb sie ihn hat, wie stolz sie auf ihn ist, dass er die weite Reise allein antritt. Tausendmal hat sie ihrem Kind und sich versichert, sie wird nachkommen, sie werden sich wiedersehen. Und tausendmal hat sie ihm gesagt, dass sie ihn lieb hat.
Jerusalem. Jesus trennt sich nur schwer von seinen Jüngern. Wieder und wieder sagt er ihnen: Ich bin bei euch, ich bleibe bei euch. Wir sind untrennbar miteinander verbunden, wir können einander nicht verlieren. Sich selbst sagt er es wieder und wieder. Er wird seine Jünger nun bald zurücklassen. Jetzt. Für immer. Sich selbst spricht er Mut zu: Seine Jünger werden zu ihm halten auf dem Weg, den er allein gehen wird, einer wird ihn verraten, der andere ihn verleugnen – aber sie bleiben verbunden, nichts kann sie trennen.
Jesus hat seinen Jüngern alles gesagt, was ihm wichtig ist, damit sie wissen und im Herzen behalten: Wir gehören zusammen. Ich bin bei euch, wo ihr auch seid. Dann betet er. Vergewissert sich, dass er und seine Jünger nicht wirklich, nicht dauerhaft getrennt werden können, auch wenn er seinen Weg ans Kreuz, in den Tod gehen wird. Nichts kann sie trennen. Jesus buchstabiert durch, dass seine Jünger bereits Anteil haben an ihm, am ewigen Leben, weil sie in ihm Christus erkennen. Nach dem Trost, der Bestärkung der Jünger, tröstet Jesus sich selbst, macht sich Mut: Meine Jünger, sie bleiben mit mir verbunden. Sie haben schon, was ich ihnen geben will: Ewiges Leben.
„Ewiges Leben“ – kircheninterne Worte, ausweichendes Reden vom Tod. Ganz anders Jesus: Hier ist ewiges Leben, weil seine Jünger ihn kennen und er seine Jünger kennt – unverstellt. Jesus braucht Trost für das, was vor ihm liegt und seine Jünger brauchen Vergebung für das, was sie tun und lassen werden. Jesus kennt seine Jünger, und sie kennen ihn – das bleibt, sie vertrauen einander. Jetzt. Für immer.
Die Autorin ist Pfarrerin in Halle.
Autor:Online-Redaktion |
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