Wort zur Woche – 2. Weihnachtstag (Stephanustag)
Jeder Mensch ist Gott heilig
Der Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem Herrn. Dir will ich Dankopfer bringen und des Herrn Namen anrufen.
Psalm 116, Verse 15.17
Das Mittelmeer ist ein Friedhof ohne Grab geworden“ beklagt Papst Franziskus und mahnt, den Zivilisationsbruch zu stoppen. Daran denke ich, wenn ich dieses Wort zum Gedenken an den Tod des Märtyrers Stephanus lese, auch daran, was sich als Drama an der belarussisch-polnischen Grenze abspielt. Ich denke an den Völkermord an den Jesiden oder an die Massenvertreibung der Rohingyas. Vor Augen steht mir die Karte der Länder, in denen Christen bedrängt, verfolgt und ermordet werden. Die Liste der Verfolgung ist lang.
Schwer wiegt der Tod seiner Heiligen vor Gott. Aus der Bibel lernen wir, dass Menschen nicht durch ihr rechtschaffenes und gottgefälliges Leben heilig sind, sondern allein dadurch, dass Gott sie auserwählt und zu seinem Volk berufen hat. Von Israels Erwählung wissen wir. Bei Karl Barth habe ich gelernt, dass durch Christus alle Menschen berufen sind. Jeder Mensch ist Gott heilig.
Der Beter des 116. Psalm ist getröstet, weil er sein Schicksal in Gottes Händen weiß. Seine Klage schlägt um in Dank und Lobpreis.
Wie sehr muss uns das berühren! Wir können Menschen sein, die am Herzen Gottes Anteil haben und den Tod seiner Heiligen eben nicht gleichgültig zur Kenntnis nehmen. Vielmehr können wir beten und flehen, eine Politik der Menschenfreundlichkeit und des Friedens unterstützen, mit „Brot für die Welt“ oder anderen Spenden beitragen, dass Not gelindert wird. Ich denke an die vielen Menschen, die sich in Organisationen und in unseren Gemeinden für Geflüchtete einsetzen, die Kirchenasyl gewähren oder in anderer Weise um Menschenleben ringen. Danke dafür!
In Yad Vashem ist denen ein Denkmal gesetzt, die unter Einsatz ihres Lebens und völlig uneigennützig Jüdinnen und Juden das Leben retteten. Wieviel mehr wird Gott auf das schauen, was wir tun, um Menschen vor dem Tod zu bewahren. So schwer wiegt das Leben seiner Heiligen vor dem Herrn.
Propst Christian Stawenow, Eisenach
Autor:Online-Redaktion |
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