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Predigttext
Jesus sucht Gemeinschaft

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Die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.Lukas 15, Vers 2

Ich glaube, dass Gott zu jedem eine Beziehung knüpfen, sie vertiefen will. Ohne Ausnahme. Zu den Rechtschaffenen – hier die Pharisäer und Schriftgelehrten. Und zu denen, die aus dem gesellschaftlichen Werterahmen fallen – hier die Zöllner und Sünder.

Von Michael Nicolaus

Die ein anständiges Leben führen sind – nach ihrer Meinung – zu Recht empört; „diese da“ sind ein extrem schlechtes Vorbild und haben einen schlechten Einfluss auf die ganze Gesellschaft. Da ist was dran.
Es ist eben nicht egal, wie man lebt. Es kann nicht gut sein, alles, was die Liebe und das Leben fördert, sich egal sein zu lassen und allein sein Ego zu füttern: „Die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.“

Wir sehen also Jesus beim Essen mit „denen da“. Und draußen, die auch mit Jesus gegangen sind. Das aber machen sie nicht mit. Was sehen wir? Einen offenen Konflikt im Alltag eines Städtchens. Das kennen wir. Da geht es um Maßstäbe im Zusammenleben.

Wo steht Jesus? Genau dazwischen. Mit den einen isst er gerade, zu den andern redet er. An Jesus versuchen wir zu entdecken, was unser Weg in öffentlichen Konflikten in unserer Gesellschaft ist.

Ich sehe Folgendes: Sehr viele Verurteilungen anderer Sichtweisen. Einteilung in Farben: Schwarz, rot, grün, blau, gelb und die Feststellung, mit dem kann ich nicht, das geht gar nicht. Der Ton in der Öffentlichkeit ist äußerst rau. Es scheint nur noch Richter und Täter zu geben. Das Vertrauen in die Politik und ihre Glaubwürdigkeit ist schwer erschüttert.

Kurz: Es geht fast nur noch um Positionen. Und die Risse in unserem Volk werden breiter. Was sehen wir an Jesus, unserm Vorbild? Er steht dazwischen. Wie der Vater im Gleichnis zwischen seinen beiden Söhnen. Jesus sucht die Gemeinschaft. Er wirkt integrierend. Jesus – eine Integrationsfigur, ein Vermittler.

Daraus schließe ich: Die Aufgabe der Kirche in unserer Gesellschaft ist nicht Position, sondern Mediation. Warum wohl? Weil es im Moment wohl nicht um Recht haben, sondern um Heilung geht. Es geht nicht um klare Kante, sondern um das Finden von versöhnlichen Wegen. Es geht um unsere Gemeinschaft.

Michael Nicolaus, Pfarrer i. R., Leippe-Torno | Foto: M. Nicolaus
Autor:

Online-Redaktion

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