Predigttext
Klärung statt Verklärung
Ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.
2. Petrus 1, Vers 19
Es ist für sich genommen ein schönes, helles Bibelwort zum Ende der Epiphaniaszeit und des Weihnachtsfestkreises. Es geht mir tatsächlich so, dass ich manchmal denke: Wenn doch immer „alle“ da wären sonntags, dann könnte man viel besser den Zusammenhang zwischen den Bibelworten erkennbar machen. In meinen Ohren klingt nämlich noch das Wort über die Liebeserklärung Gottes zur Taufe nach: "Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Dazu die Geschichte der Hochzeit von Kana und der Vorgeschmack auf die Herrlichkeit Gottes bis nun zum Sonntag der Verklärung. Irgendwie hängt doch das alles zusammen.
Wobei: Verklären verbinde ich eher mit schwammiger Wahrnehmung, nebulös und unscharf, eingetrübt, im besten Falle schöngefärbt. Wenn wir in den gesamten Abschnitt aus dem 2. Petrusbrief schauen, wäre dies dem Schreiber tatsächlich zuzutrauen. Theologisch ein schwieriges Pflaster. In der Kürze neige ich dazu, mir den hellsten Punkt auszusuchen: „wenn der Morgenstern in unseren Herzen aufgeht.“ Das ist es doch, was wir uns in dunkler Zeit wünschen: nicht Verklärung, sondern Klärung, wenigstens Erklärung und baldige Klarheit, die uns erhellt.
Zu lange schon hat sich unser Leben stark verändert, die Begegnungen eingeschränkt, die Glaubenspraxis teilweise gelähmt in allen Bemühungen. Hoffen und harren werden schwerer, Liebgewordenes entschwindet, nahe rücken Schmerz und Verlust, und eine träge Angst und Sorge breitet sich aus – um die eigene Unversehrtheit, das berufliche Auskommen, den familiären Frieden … Zur Klarheit über den Fortgang der kommenden Monate gehört für mich auch die Klarheit, die mir aus dem Glauben zuströmt, der auch im Kleinsten die werdende Herrlichkeit Gottes sichtbar macht. Solche lichten Momente zu erkennen, sie innerlich zu sammeln, sie nach Möglichkeit weiter zu geben, daran tun wir gut und schulen unsere Achtsamkeit.
Klingt auch etwas verklärt, merke ich, und lässt mich ein schönes Taizélied singen und beten: "Christus, dein Licht, verklärt unsere Schatten, lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht."
Geertje Perlberg, Pastorin in Dessau
Autor:Online-Redaktion |
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