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Wochenlied-Serie – Folge 9
Lob ihn mit Schalle, werteste Christenheit

Foto: eva-leipzig.de

Das Evangelische Gesangbuch feiert sein 500-jähriges Jubiläum. In einer Serie stellen Kirchenmusiker aus Mitteldeutschland jeden Monat ein Wochenlied vor. In dieser Folge ist es das Lied "Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit" (EG 502).

Der Dichtermusiker Matthäus Apelles von Löwenstern (20. April 1594 in Neustadt/Oberschlesien – 11. April 1648 in Breslau) ist heute lediglich durch seine Beiträge zum evangelischen Kirchenliedgut bekannt.

Von Friedhelm Kasparick

Unter der Nummer 502 im Gesangbuch finden wir seinen Choral „Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit“. Johann Sebastian Bach setzte sieben Kirchenlieder von Apelles für vierstimmigen Chor. Matthäus Appelles stammte ursprünglich aus ärmlichen Verhältnissen. Sein Vater war ein einfacher Sattler. Doch bald wurde seine musikalische Begabung gefördert.

In Neustadt, später in der Nachbarstadt Leobschütz, trat er in den Schul- und Kirchendienst ein. Bereits 1613 bis 1625 schuf er gottesdienstliche Werke, die er aber erst später publizieren konnte. Recht bald erhielt er einen Ruf des Herzogs Heinrich Wenzel von Oels-Münsterberg. In der kleinen Residenz Bernstadt östlich von Breslau übernahm er die Aufsicht über das Schulwesen. 1634 erhob ihn Kaiser Ferdinand II. in den Adelsstand.
Durch seine zweite Ehefrau Barbara von Tarnau und Kühschmaltz, die reiche Erbin von Langenhof bei Bernstadt war, kam er in den Genuss eines beträchtlichen Wohlstandes. Am Ende seines Lebens, das durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges bestimmt war, machte sich Apelles als Förderer von Künstlern und Gelehrten, als Wohltäter und hilfsbereiter Freund der Armen einen Namen.

In diesem Duktus ist auch der Choral gehalten. Was auf den ersten Blick gar nicht als Erntedanklied erkennbar ist, trifft aber inhaltlich dennoch den Kern: „Danke für das, was du hast und teile es mit Anderen!“ Appelles, der durch viele glückliche Umstände mitten in Kriegszeiten ein abgesichertes Leben führen konnte, drückt hier seinen Dank aus und fordert die Sänger auf, es ihm gleich zu tun. Diese biografischen Bezüge bilden für mich eine Brücke zur Welt, in der wir heute leben. Der Dank und die Freude über alles, was Gott uns an Segen und Barmherzigkeit zukommen lässt, überwiegt und ist auch der Melodie abzuspüren. Manches Wort mag uns heute antiquiert vorkommen.

Aber gerade mit dem Hinweis auf den Zusammenhang von Wohlstand und Barmherzigkeit bekommt das Lied wieder seine Aktualität. Für mich ist die Botschaft des Liedes: Bedenke, wie gut du es hast und sei barmherzig mit denen, die weniger haben als du! Lass das Jammern sein, freue dich über die guten Seiten des Lebens und gib von deinem Überfluss ab! In diesem Sinne ist Erntedank auch immer ein Aufruf zum Helfen.

Der Autor ist Pfarrer in der Paulusgemeinde in Halle und schreibt zusammen mit KMD Andreas Mücksch neue Wochenlieder. 

Autor:

Online-Redaktion

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