Anzeige

Tipp für Urlaub und Alltag
Luther und das Nichtstun

Kraft schöpfen durch Nichtstun | Foto: pixabay.de

Nichtstun! Der Ratschlag Martin Luthers entpuppt sich nicht nur als ausgezeichnete Option für die Sommerferien, sondern auch als wohltuende Empfehlung im Alltag. „Man dient Gott auch durch Nichtstun, ja durch keine Sache mehr als durch Nichtstun.“

Von Jeffrey Myers

Diese Glaubensweisheit schrieb Martin Luther 1530 in einem Brief an Philipp Melanchthon. Also nicht nur die Bedeutung von Arbeit, sondern auch den Wert der Entspannung und der Muße hat Luther durchaus erkannt.
Die Einladung des überaus engagierten Reformators zum „Nichtstun“ wirkt zunächst überraschend, gar irritierend. War es nicht etwa Luther, der zwar Gnade predigte, aber dem Eindruck nach Tag und Nacht geschafft hat, etwa als Prediger und Autor, Theologieprofessor und Kirchenreformer und nicht zuletzt als Ehemann und Vater von sechs Kindern?

Es ist ein einziges, kleines Wort – „Nichtstun“, es schafft aber weiten Raum: Raum zum Innehalten und Nachdenken, Entspannen und Ausruhen. Und es schafft Zeit: Zeit, um Luft zu holen oder vor wichtigen Entscheidungen eine Nacht darüber zu schlafen. Nichtstun. Wer diesem Rat zum richtigen Zeitpunkt folgt, gibt auch anderen Menschen Zeit, zu reagieren und sich einzubringen.

Nichtstun soll außerdem wahnsinnig gesund sein, wie der berühmteste Arzt des Altertums, Hippokrates, einst attestierte. Deshalb gilt es hin und wieder: Weniger tun, mehr leben. In einer Welt, in der Fleiß und Effizienz als oberstes Gebot gelten, wird das Nichtstun oft als suspekt oder nicht zielführend angesehen. Doch eine Zeit zur Muße und zur Selbstreflexion stellt sich gegen die Atemlosigkeit und den Selbstoptimierungswahn unserer Gesellschaft. „Schaut die Lilien auf dem Feld an …“, rät Jesus.

Nichts tun. Wer das tut – allerdings zum richtigen Zeitpunkt – zeigt großes Vertrauen, ein Vertrauen, das stärkt und heilt, beruhigt und entschleunigt und neue Perspektiven öffnet. Freilich ist es eine Kunst, zu spüren, ob es gerade eine Zeit zum Loslassen und Nichtstun ist – oder doch eher an der Zeit, aktiv zu werden oder für etwas mit Leib und Seele einzustehen.

Martin Luther würde an dieser Stelle vermutlich sagen, dass es der Glaube selbst sei, der im Stillwerden und Gebet lehre, was im Leben gerade dran sei: zu tun oder nicht(s) zu tun. Und, wie es sich oftmals herausstellt: „Gar nichts zu tun, das ist die allerschwierigste Beschäftigung auf dieser Welt und die, die am meisten Geist voraussetzt“ , schrieb Oscar Wilde.

Und – zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt – zeugt ein solches „Nichtstun“ von großem Vertrauen Gott gegenüber. Man darf loslassen in der Erkenntnis „von guten Mächten wunderbar geborgen“. Oder mit den Worten der Bibel: „Gott aber kann viel mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können. So groß ist seine Kraft, die in uns wirkt“ (Epheser 3,20). Selbst wenn – oder gerade wenn – wir nichts tun.

Autor:

Online-Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

35 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.