Wort zur Woche

Mehr als Punsch und Pfefferkuchen

Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.
Sacharias 9, Vers 9b

Wieder beginnt eine Adventszeit, ein neues Kirchenjahr. Solche Adventszeit hält für uns in der Mitte Deutschlands Freude und schöne Rituale parat:

Von Lambrecht Kuhn

Es wird gebacken und gebastelt, ein Pfefferkuchenhaus für die Kinder oder Enkel hergestellt und geschmückt, es werden Sterne für die Fenster gestaltet und Überlegungen angestellt, welche Art von Adventskalender denn in diesem Jahr schön wäre. In manchen Gemeinden werden lebendige Kalender organisiert, bei denen Nachbarn oder Gemeindeglieder zum Singen und geselligen Beisammensein eingeladen werden. Weihnachtsmärkte gibt es viele. Glühwein oder Kinderpunsch sind Getränke der Adventszeit – dabei galt diese Zeit einst auch als Fastenzeit. Manch Heiligentag in der Adventszeit lässt diesen Gedanken nicht einfacher erscheinen, seien es nun Nikolaus oder auch Lucia mit dem an ihrem Tag üblichen Safrangebäck.

In anderen Gegenden der Welt können die Menschen von solch schönen Traditionen nur träumen. Da steht der Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit an erster Stelle und ist von so dramatischer Aktualität, wie wir es uns gar nicht mehr vorzustellen vermögen. Ein Helfer tut dort dringend not.

Für uns klingt die prophetische Ankündigung des Sacharja eher nach einem Rahmen, nach einer Überschrift über die Adventszeit, sie berührt uns aber in unserer Wohlstandssphäre nicht existenziell. Und doch – in den Dank und die Freude über die schöne Adventszeit mischt sich beim Gedanken an diese Welt ein beunruhigender Unterton. Diese Welt ist wirklich nicht erlöst von allem Übel.

Wir brauchen ihn wieder, weiterhin und immer von Neuem: den Gerechten und Helfer, nennen wir ihn nun König oder tun das nicht mehr. Das Lied Hans von Lehndorffs sollte unter der Rubrik Advent im Gesangbuch stehen: „Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben. Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben. Wende Hass und Feindessinn auf den Weg des Friedens hin.“ Erwarten wir seine Ankunft!

Der Autor ist Pfarrer in Bernburg .