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Wort zur Woche
Meine Passion: Mehr Maßlosigkeit in der Fastenzeit

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Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Lukas 9, Vers 62

Der Vers weckt in mir erst einmal Widerstand. Ist das nicht auch die Argumentation aller Geschichtsleugner? Bloß nicht zurückschauen, nach vorne blicken und das Vergangene Vergangenheit sein lassen? Dabei ist ja das Christentum ein Glaube, der gerade aus den Quellen der Bibel Kraft schöpft und Inspiration für die Zukunft erfährt. Einen geschichtsvergessenen Glauben kann es eigentlich nicht geben. Ich will darauf auch nicht verzichten, auf die Zeugnisse der Erzväter und -mütter und die der ersten Christen. Und ich will auch nicht meinen schon langen Weg mit Gott „abhaken“ und zu den Akten legen. D’accord.
Doch ich habe auch gelernt: Wenn ich eine Furche ziehe (was heute zugegebenermaßen selten vorkommt – leider!), dann darf ich nicht rumeiern, ständig nach hinten schauen, sondern muss zügig vorwärtsgehen. Sonst wird’s schief und krumm. Das meint: Wer sich für das Reich Gottes entscheidet, der muss entschlossen sein. Der Vorschlag Jesu an die damalige Zuhörerschaft ist „kein niedrigschwelliges Angebot“. „Hey, du, schau doch mal vorbei, ob das etwas für dich ist“ – das gibt es bei Jesus nicht.
Vielleicht entspricht das heute nicht mehr unserem Stil als Kirche, so radikal die Nachfolge einzufordern. Aber ich weiß noch: Ich bin als Konfirmand Christ geworden, gerade weil mich diese Entschiedenheit für das Reich Gottes anzog. Das war (und ist!) eine Botschaft, die 100 Prozent ins Herz ging und die die Welt braucht. Davon bin ich noch heute überzeugt.
Alles übertrieben? Ja! Jesus übertreibt maßlos mit seinem Doppelgebot der Liebe. Mit seiner Entschiedenheit für Gewaltlosigkeit und Menschlichkeit. Mit seinem Blick auf die, die sonst keiner anschaut. Die Fastenzeit ist keine Zeit der Entspannung und des Wohlbefindens. Jetzt werde ich in Frage gestellt: Tue ich wirklich genug für das Reich Gottes? Die ehrliche Antwort ist: „Nein!“. Aber: Mehr Maßlosigkeit in Sachen Glaube, Hoffnung und Liebe wird mir gut-tun – und allen anderen auch!

Bernd S. Prigge, Augustinerpfarrer, Erfurt 

Foto: Daniel Hermann
Autor:

Online-Redaktion

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