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Wort zur Woche
Nein, das will ich nicht vergessen

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Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Psalm 103, Vers 2


Kindergeburtstag. Im Sommer. Schon morgens brennen Kerzen für mich, obwohl die Sonne scheint. Wie in jedem Jahr an diesem außergewöhnlichen Tag! Immer! Und Sommerblumen!

Von Dietrich Ehrenwerth

„Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“, ohne Gesang geht’s nicht. Mutter, Vater, Schwester, ich. Dann schnell zur Schule. Heute fühlt sich auch dort alles ein bisschen freundlicher an. Die Klassenkameraden gratulieren, vielleicht der eine oder andere Lehrer? Beim Nachhausekommen der Geburtstagstisch: Wie Weihnachten. Und nachmittags Gäste und Geschenke und Torte und Spiele.

"Meine geliebete Seele, das ist mein Begehren.“ Wer begehrt da was? Meine Seele? Wer oder was ist das? Wo steckt die? Ein Lexikon der 70er-Jahre reduziert den Begriff „Seele“ auf den Kern eines elektrischen Kabels. Wie armselig, wie seelenlos! Aber immerhin: Mit dem Kern meines Menschseins hat es ja etwas zu tun.

„Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.“ Und besonders am Geburtstag fühle ich, dass mir Gutes widerfahren ist, ein ganzes Lebensjahr lang. Und Joachim Neander sagt mir aus dem Jahr 1680, was das Gute war: Ich bin herrlich regiert, gesund erhalten, sicher geleitet worden. Sogar Flügel sind in Not über mit ausgebreitet worden, mein Stand ist sichtbar (!) gesegnet, Liebe ist auf mich geregnet. Das ist doch geradezu umwerfend!

„Seele, vergiss es ja nicht.“ Nein, das will ich nicht vergessen, auch wenn es im Leben schwerer wird. Nicht immer so unbeschwert wie einst am Kindergeburtstag. Gelingt mir das? Mal mehr und mal weniger. Meine Seele versucht es jedenfalls, klammert sich an Erinnerungen und Erfahrungen des eigenen Lebens und der Welt. Denn für heute und besonders für morgen und von Ewigkeit zu Ewigkeit finde ich die Zusa-ge „Der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand, und keine Qual rührt sie an“ (Weisheit 3,1). Da wachen „Psalter und Harfe auf“, meine Seele wird weit, und in mir singt es einen großen Lobgesang! „Lobende, schließe mit Amen!“

Der Autor ist Landeskirchenmusikdirektor i. R. 

Dietrich Ehrenwerth | Foto: Zentrum für Kirchenmusik
Autor:

Online-Redaktion

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