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Predigttext
Plädoyer für Toleranz

Julius Sperling, Vikar in Jena | Foto: Foto: Désirée Werner
  • Julius Sperling, Vikar in Jena
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Der geistliche Mensch aber beurteilt alles undwird doch selber von niemandem beurteilt.
1. Korinther 2, Vers 15

Von Julius Sperling

Paulus lehrt der Gemeinde in Korinth Toleranz, wie ich finde. Sieht man sich den gesamten Predigttext für das Pfingstfest zum ersten Mal an, könnte man aber ebenso genau das Gegenteil herauslesen: Manche Menschen haben den Geist und damit die höhere Einsicht, die natürlichen Menschen jedoch nicht, und damit verstehen sie auch nichts.

Doch meinte Paulus das wirklich? Ich möchte zeigen, warum ich hier eher ein Plädoyer für Toleranz sehe, welches Paulus an die Gemeinde in Korinth sandte. Der Knackpunkt ist dabei folgende Frage: Was sind wir eigentlich? Und was sind unsere Mitmenschen, die einer anderen Religion angehören oder sich vielleicht gar keiner Religion zugehörig fühlen? Sind wir Christen die mit dem Geist, und alle anderen sind eben „nur“ die natürlichen Menschen? Ich glaube kaum.

Ich denke, dass wir den Geist alle haben, ja Christus ist für uns alle gestorben. Als natürliche Menschen haben wir den Geist bekommen. Doch notieren nicht alle Menschen, ja, sie erfassen nicht, was aus dem Geist Gottes kommt. Speziell der vorletzte Vers des Predigttextes erklärt aber den Gedanken der Toleranz: „Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch selber von niemandem beurteilt“ – Er soll von niemanden verurteilt werden.

Das war unter anderem in Korinth notwendig, wo viele verschiedene Religionen parallel existierten, und genauso ist dies auch heute. So sehen wir Christen zum Beispiel die wunderschöne Natur, das Singen der Vögel, die unglaublichen Farben als das Werk Gottes an. Für andere sind diese Dinge dagegen nur ein glücklicher Zufall der Erdgeschichte. Doch auch die anderen Menschen haben den Geist, und so sollten wir uns gegenseitig nicht beurteilen und damit nicht verurteilen.

Und Paulus führt diesen schönen Gedanken noch weiter: Wir haben eine geistliche Deutung, mit der wir uns bewusst sind, was Gott uns geschenkt hat, so eben beispielsweise die Schönheit der Natur, die wir im vorangeschrittenen Frühling nun wieder an vielen Stellen genießen können.

Uns diese Geschenke bewusst zu machen, dankbar zu sein und die Schöpfung zu erhalten, unsere Mitmenschen in ihrer Religiosität oder auch Nicht-Religiosität nicht zu verurteilen, sondern in Toleranz miteinander zu leben, das lehrt uns Paulus.

Autor:

Online-Redaktion

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