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Fastenserie
Recht schaffen, Recht achten

Judica me, Deus“ – „Schaffe mir Recht, Gott“ (Psalm 43, Vers 1) steht über dem Sonntag Judika. Dieses Vorzeichen prägt den vorletzten Sonntag in der Passionszeit. Es geht um das Rechtschaffen, die Rechtssuche und die Rechtsdurchsetzung. Besonders in Zeiten von Verfolgung und Bedrängnis ist dies relevant.

Von André Poppowitsch

Schaffe du Recht, Gott, möchte ich in diesen Tagen andauernd rufen, wenn ich die Nachrichten über die Kriege und Krisen dieser Zeit, vom Sterben, vom Leid und der Flucht von Menschen, der Zerstörung ihrer Heimat verfolge.

Schaffe du Recht, Gott, möchte ich rufen, wenn ich an die Fluchtbewegungen der vergangenen Jahre denke: Menschen, die aus dem Nahen Osten und vom afrikanischen Kontinent vor Krieg und Gewalt geflohen sind. Ich denke an Menschen, die Leib und Leben auf Schlauchbooten im Mittelmeer riskierten. Ich denke an Menschen, deren Hoffnungen auf ein Leben in Sicherheit in Flüchtlingslagern oder an Grenzzäunen endeten.

Schaffe du Recht, Gott, möchte ich rufen, wenn menschliche Bemühungen zum Frieden ins Leere laufen, und ich auf ein Eingreifen Gottes hoffe. Er soll es richten und sein Recht durchsetzen.

In der Passionszeit bietet sich die Gelegenheit, nachzuspüren, wo Recht und Gerechtigkeit aus unserer Sicht besonders fehlen. Wir können wahrnehmen, wo Ungerechtigkeit und Not zum Himmel schreien. Wir können nachspüren, wo wir vielleicht selbst grundlos angegriffen und hinterfragt werden. Wir können hinschauen, auch wenn wir die Diskrepanz zwischen unserer Realität und dem Wunsch "Schaffe du Recht, Gott" nicht überbrücken können.

Der Psalmbeter bittet nicht umsonst: "Schaffe mir Recht, Gott, und führe meine Sache wider das treulose Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten!" (Psalm 43, Vers 1).

Aber er weiß auch, dass er sich auf Gott ausrichten kann. Er ist seine Stärke. So bittet er weiter: "Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung" (Psalm 43, Vers 3).

Wesentlich ist: Mit dem Ruf "schaffe du Recht, Gott" richten wir den Blick auf die Gesetze und Gebote Gottes aus, wie sie in der Heiligen Schrift übermittelt sind. Es geht weniger darum, Recht nach unseren menschlichen Maßstäben und Bedürfnissen aufzurichten. Aus den Gesetzen und Geboten der Heiligen Schrift kann Gehorsam, Nachfolge und Hingabe entstehen, wie sie auch in der Passion Christi deutlich werden.

Im Evangelium des Sonntags (Markus 10, Verse 35-45) ist davon die Rede, wenn Jesus zugespitzt formuliert: "Die als Herrscher gelten, unterdrücken ihre Völker und die Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Wer aber groß sein will, soll der Diener aller sein und wer der Erste sein will, sei der Knecht aller." Jesus selbst ist gekommen, um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben.

Die Passion Jesu zeigt: Vermeintliche menschliche Errungenschaften wie Recht, Moral und Religion führten zur Verurteilung des Gottessohnes. Dennoch gibt sich der Verurteilte hin und befreit uns. Indem wir dem Gekreuzigten nachfolgen und die Gesetze und Gebote Gottes achten, entsteht ein Lebensraum ohne Opfer, Beherrschte und Herrscher. Dadurch entsteht ein Ideal, das zwar nicht vor Machtmissbrauch gefeit ist, jedoch werden Menschen sensibilisiert, kritisch gegenüber einer solchen Entwicklung zu sein.

"Schaffe du Recht, Gott": Eine Folge daraus, vielleicht die wesentliche Folge, ist Erlösung. Durch Erlösung, die durch Jesu Tod und Auferstehung geschehen ist, ist die Überwindung von Schuld und Leid. Die Passion Jesu verdeutlicht die menschliche Grausamkeit und Gewalt ebenso wie den Beistand für Opfer von Gewalt und das Eintreten für das Recht. Recht und Gerechtigkeit sind von Gott begründet und von ihm gewollt.

Autor:

Online-Redaktion

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