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Predigttext
Regeln für Beziehungen

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Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.2. Mose 20, Verse 2+3

Wenn eine neue Beziehung beginnt, beginnt auch – meist unterschwellig – das Aushandeln der Regeln dieser Beziehung: Wie verbindlich ist das mit uns? Wollen beide dasselbe? Welches Maß an Verlässlichkeit und Offenheit brauchen wir? Damit eine vertrauensvolle Beziehung zustande kommt, braucht es eine gemeinsame Basis.

Von Ann-Sophie Wetzer

Mit den Zehn Geboten – dem Dekalog – werden wir Zeugen, wie die Basis der einzigartigen Beziehung Gottes zu seinem Volk Israel gelegt wird. Seit jeher geht eine Faszination davon aus, wie diese gerade einmal zehn Worte alles umfassen, was eine tragfähige Gemeinschaft im Kern ausmacht. Gerade in Wüstenzeiten braucht es einfache, klare Orientierungspunkte, an zehn Fingern abzuzählen. Die Voraussetzung dafür, dass die Basis auch trägt, ist die Freiheit Israels. Vor dem Dekalog kommt die Befreiungsgeschichte. Gott spricht sein Volk als Befreite an. Nach dem Auszug aus Ägypten, nach dem Weg aus der Unmündigkeit ist es bereit für eine Beziehung auf Augenhöhe. „Ich und du. Um uns geht es jetzt.“ Eine solche Beziehung schließt die Möglichkeit des Regelbruchs immer mit ein. Die Liebe – auch in der tragfähigsten Beziehung – ist ohne Enttäuschung, ohne Verletzungen, ohne Vergebung nicht zu haben. Das gilt für alle drei im Dekalog ineinander verwobenen Dimensionen der Liebe: zu Gott, zu den Menschen und zu sich selbst.

Liebe, Regeln und Freiheit brauchen einander, um sich je zu entfalten. Entscheidend ist dabei das Verständnis von Freiheit. So sind die Zehn Gebote eben nicht das Ende der gerade erst geschenkten Freiheit. Im Gegenteil, sie konturieren den Lebensraum, in dem sich die geschenkte Freiheit erst verwirklichen und entfalten kann. Ein Leben in Freiheit ohne jegliche Regeln wäre ebenso lieblos wie bloße Regeln ohne Freiheit. Diesen Zusammenhang gilt es immer wieder zu verteidigen. Gegen ein verdinglichtes Verständnis, das Freiheit als individuellen Besitz versteht und jede Einschränkung der persönlichen Freiheit als unrechtmäßig bekämpft; und ebenso gegen lieblose Versuche, die Freiheit des Einzelnen einzuschränken, ohne in zugewandter Weise aufzuzeigen, inwiefern gewisse Regeln dem Leben einer Gemeinschaft dienlich sind.

Pfarrerin  Ann-Sophie Wetzer | Foto: A.-S. Wetzer
Autor:

Online-Redaktion

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