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Basisbibel: Warum sie so klingt, wie sie klingt
Sauls Bedürfnis

Foto: epd-bild/Gerhard Baeuerle

Sprache lebt von Assoziationen und Emotionen. Ist ein mit Gras bewachsenes Stück Land Rasen, Wiese oder Grünfläche?

Von Tina Arnold

Jeder dieser Begriffe weckt unterschiedliche Assoziationen. „Rasen“ erinnert an einen gepflegten Garten. Auf der „Wiese“ weiden Tiere und summen Bienen. Auf der städtischen „Grünfläche“ toben Kinder voller Energie.

Die Kunst des Übersetzens liegt weniger darin, den „richtigen“ Begriff zu finden. Rasen, Wiese, Grünfläche … alles korrekt. In unterschiedlichen Zusammenhängen können sie für ein und dieselbe Sache verwendet werden: Im Amtsdeutsch wird jede Wiese zur „Grünfläche“. Bei der Arbeit an der Basisbibel haben wir oft darum gerungen, welcher Begriff aus der Fülle der Möglichkeiten, die die Wörterbücher bieten, die vom Text intendierten Assoziationen und Emotionen am besten wiedergibt. Eine theologisch einfache, aber interessante Stelle ist 1. Samuel 24, Vers 4. Saul betritt die Höhle, in der sich David mit seinen Männern versteckt hält, um einem Bedürfnis nachzukommen. Wie drückt man dieses Bedürfnis am besten aus? Bei Luther heißt es, „um seine Füße zu decken“, in anderen Übersetzungen, „um seine Notdurft zu verrichten“.

Wie formulieren wir dieses Bedürfnis heute? Klo und Toilette wecken Bilder in uns, die nicht zur biblischen Zeit passen: Damals gab es keinen separaten gefliesten Raum mit Abwasser. Wer musste, ging etwas abseits und erledigte sein Geschäft. In 5. Mose 23, Vers 14 findet sich der Hinweis, dass man wenigstens eine Schaufel mitnehmen soll, um die Ausscheidungen zu verscharren. Was Saul in der Höhle tat, war damals ein gewöhnlicher Vorgang. Passt dafür die sprachlich gehobene Formulierung „Notdurft verrichten“? Vermutlich werden manche die Formulierung kaum verstehen, außerdem schwingt etwas Peinliches mit – als ob es nicht deutlicher gesagt werden darf.

Nach einer längeren Diskussion haben wir uns für die Formulierung entschieden: „Denn er musste sich dringend erleichtern.“ Dazu eine ergänzende Erklärung am Rand: „Wörtlich ›seine Füße bedecken‹. Die Formulierung umschreibt die Situation, dass Saul aufs Klo musste.“

Ähnlich sind wir bei theologisch herausfordernden Stellen vorgegangen. Allerdings gibt es für manche Konzepte keine passenden deutschen Entsprechungen. „Gerechtigkeit“ oder „Friede“ verengen die Bedeutungsweite des Hebräischen stark. Durch die Sacherklärungen versuchen wir, den Horizont wieder zu weiten. Leitend war dabei die Frage: Werden unsere Leserinnen und Leser intuitiv erfassen, was der Text zum Ausdruck bringen möchte? Dort, wo uns das gelungen ist, sollten Sie die Basisbibel am Stück lesen und einfach verstehen können. 

Die Autorin ist Pfarrerin in Filderstadt (Baden-Württemberg) und gehört zum Übersetzungsteam der Basisbibel. 

Autor:

Online-Redaktion

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