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Predigttext
Schuld und Vergebung

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Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. 4. Mose 21, Vers 8b



An diesem Sonntag öffnet sich eine Tür. Sie führt von der Verlorenheit zur Rettung, von der Hoffnungslosigkeit zur Hoffnung.

Von Ulrike Weyer

Und als Schlüssel wird uns wundersamerweise die Schlange benannt, die im Buch Genesis Versuchung und Sünde verkörpert. In der griechischen Mythologie weist sie auf Asklepios, den kundigen Heiler. Ihm wird nachgesagt, dass er gar Tote ins Leben zurückrufen konnte. Dem Tod zu entkommen, ist ein alter Menschheitstraum, der bis in die heutige Zeit seine Blüten treibt.

Doch gibt es kein Entkommen. „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod.“, lesen wir im Brief an die Gemeinde in Rom. Der Weg der Passionszeit führt uns geradewegs zum Kreuz, zum Tod Jesu.

In der Erzählung aus dem 4. Buch Mose bringen die feurigen Schlangen Schmerzen, vielleicht auch Tod. Der Grund ist immer wieder die Klage, die Abkehr von Gottes Weg. So eine Wüstenwanderung hat es in sich. Es mangelt an allem, nicht nur an Essen und einem Dach über dem Kopf, auch an schlichtem Wasser und Sicherheit.

Die Klage über die Missstände und die gute Vergangenheit kennt beinahe jede Generation. Und jede Generation hat ihren Vätern und Mütter etwas zu vergeben, wie jede Generation ihre Kinder um Vergebung bitten muss. Gewissensbisse und nicht eingestandene Schuld vergiften das Klima und zerstören Beziehungen. Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma von Schuld und wieder Schuld, das sich durch die Jahrhunderte zieht und dem die Menschen durch Gewalt, Ichsucht und Machtstreben immer wieder folgen?

Der Biss der Schlange und ihr Gift wirken lange nach. Doch liegt in ihrem Anblick auch die Rettung. Wir blicken nach vorn und schauen auf das Kreuz. Dessen Bild schiebt sich in den Blick von Betenden, Glaubenden, Sterbenden. Wir sehen darin den unausweichlichen Tod und schauen darin bereits die Auferstehung. Die Tür ist offen, Schuld nicht zu verleugnen, sondern sich sonntags im offenen Schuldbekenntnis Worte zu leihen. Diese Worte können uns im Alltag sprachfähig machen im Miteinander. Wir brauchen diese Sprachfähigkeit mehr denn je, damit Schuld ihre Macht verliert, anerkannt wird und irgendwann vergeben werden kann. Die Tür ist offen, die uns durch Karfreitag hindurch das Osterfest erblicken lässt. 

Die Autorin ist Superintendentin des Kirchenbezirks Plauen.

Ulrike Weyer, Superintendentin in Plauen | Foto: U. Weyer
Autor:

Online-Redaktion

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