Predigttext
Selber Hirte werden
Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!
Johannes 21, Vers 19
Von Alfred Spekker
Der Predigttext für den Sonntag Misericordias führt uns in den letzten Abschnitt des Johannesevangeliums. Letzte Worte haben ja immer wieder eine besondere Bedeutung. Wir kennen das, wenn wir von einem ganzen Leben Abschied nehmen. Da stellt sich auch immer wieder die Frage: Was bleibt denn? Was nehmen wir mit ins Leben?
Am Ende des Johannesevangeliums geht es um Petrus. Um seine Liebe und Treue zu Jesus und um seinen weiteren Weg. In diesem Gespräch nach der Mahlzeit – also gut gestärkt – hört er einen dreifachen Auftrag aus dem Mund des auferstandenen Herrn: Weide meine Lämmer!
Es ist der Auftrag, zum Hirten zu werden. Den Stab zu übernehmen vom Herrn, der nun nicht mehr als Mensch in der Welt lebt. Nötig dafür ist eine Liebe, die viele Grenzen des Menschlichen überwindet und überlebt. Hast du mich lieb? So fragt Jesus den Jünger immer wieder. Und immer wieder beauftragt er ihn: Weide meine Lämmer!
Der Gute Hirte beauftragt dazu, selbst Hirte zu sein. Er gibt weiter und ermutigt zum Hirtendienst. Wer ihn liebt, wird selbst zum Hirten werden. Was für ein Auftrag für unsere Kirche heute und für viele im Dienst der Verkündigung, aber auch für Menschen in den Gemeinden! Der Hirtenstab ist weitergegeben. Der Auftrag Jesu ist erteilt.
Und es geschieht in unseren Kirchen an jedem Sonntag, wenn wir den Auferstandenen verkündigen. Es geschieht in den Gemeinden, die sich um den diakonischen Auftrag von Kirche sorgen und für die Menschen da sind, die einen Hirten brauchen, der sie auf eine gute Weide führt. Es geschieht in den Wohnungen, die gerade für Flüchtende zur Verfügung gestellt werden, in denen Traumatisierte eine Zuflucht finden. All das bedeutet: Weide meine Lämmer!
Der Predigttext an diesem Sonntag endet nicht mit der Beauftragung und der Forderung an den Jünger. Er endet mit einer Ermutigung und Antwort auf die Frage: Wie soll ich das schaffen? Folge mir nach! Eine Ermutigung steht am Ende. Die Ermutigung, sich an Jesus von Nazareth – dem lebendigen Sohn Gottes – ein Bespiel zu nehmen. Ein Leben voller Zuwendung und Heilung, voller Zuspruch und Vergebung.
Ich wünsche uns, dass wir für unseren Dienst und für unser Christsein diese Ermutigung immer wieder hören, predigen und tun.
Der Autor ist Pfarrer in Frankenheim/Rhön und amtierender Superintendent des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach.
Autor:Online-Redaktion |
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