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Predigttext
Singen verbindet

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Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Phillipper 4, Vers 5



Als ich 1986 mit meiner Familie in die Bundesrepublik gezogen bin, sind wir sehr gut aufgenommen worden.

Von Dorothea Knetsch

Der Start war natürlich trotzdem nicht leicht: Vieles war eben doch anders, als wir es gewohnt waren – beispielsweise bei Weihnachtsliedern. Erst Jahre später habe ich verstanden, warum im Westen der Republik „Sind die Lichter angezündet“ nicht gesungen wurde. Man kannte es schlicht und einfach nicht. Es ist ein Lied, das in der DDR als Alternative zu den christlichen Weihnachtsliedern entstanden war, gedichtet passenderweise von einer Frau mit dem Namen „Engel“.

Ich habe es deshalb lange nicht verstanden, weil für mich der Text nie unchristlich wirkte. Trotzdem war es aus meinem Liederschatz fast völlig verschwunden, als ich wieder nach Thüringen zurückgekehrte. Vielleicht hat Frau Engel damals nicht die adventliche Vorfreude und den christlichen Frieden gemeint, aber für mich klingen sie dennoch an, wenn ich dieses Lied höre oder selbst singe.

Am 3. Advent lesen wir im Predigttext davon, wie Paulus seine Glaubensgeschwister in Philippi auffordert, von der christlichen Freude zu berichten. Ihre Güte walten zu lassen unter den Menschen und Gottes Frieden zu verkünden, das ist die Aufgabe der Christen in Philippi. Das ist auch die Aufgabe von mir und Ihnen als Christen in unserer Zeit.

In diesem Jahr hat der Krieg in Europa auf grausame Weise wieder zugeschlagen. Er hat schon zu viele Menschen das Leben gekostet, Menschen ihrer Heimat beraubt, Menschen auch hier im Land in finanzielle Not gebracht. In diesem Advent höre ich deshalb die Aufforderung des Paulus besonders auch für uns: Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!

Mit unseren vielen wunderschönen Advents- und Weihnachtsliedern kann ich Freude bringen. Singen verbindet. Wer zusammen singt, kann sich nicht anschreien. Manch eine oder einer von Ihnen wird das Lied „Sind die Lichter angezündet“ als DDR-Literatur ablehnen. Mich berührt der Text. Ich spüre darin eine Botschaft, die viel größer ist, als es die DDR-Parolen waren. Weihnachtsfriede wird verkündet, zieht hinaus in alle Welt. Leuchte, Licht, mit hellem Schein, überall, überall soll Friede sein – für mich gehört in diesem Jahr das Lied von Erika Engel ganz besonders dazu. 

Die Autorin ist Pfarrerin und Klinikseelsorgerin in Weimar.

Dorothea Knetsch
 | Foto: Guido Werner
Autor:

Online-Redaktion

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