Wort zur Woche
Über – Winde: Der Drachen und das Geschenk des Himmels
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Römer 12, Vers 21
Aus Schaufenstern lachen sie mich in diesen Tagen an: Drachen mit lustigen Gesichtern und bunten Bändern. Manche Drachen kann ich beim Flug durch die Lüfte beobachten. Weht Herbstwind, kommt die Zeit, Drachen steigen zu lassen.
Von Sabine Kramer
Einen kleinen weißen Lenkdrachen bekam meine Patentochter zu ihrer Konfirmation geschenkt. Darauf war mit blauer Schrift gedruckt: Über – Winde. Was für ein wunderbares Wort! Zum Drachensteigen wie im Glauben entfaltet es seinen Sinn.
Der Drachen mit Schriftzug soll an ihren Konfirmationsspruch erinnern. Sie hatte sich den Wochenspruch gewählt. Das fand ich ziemlich mutig für eine Jugendliche, fordert doch der Spruch zu einem Verhalten auf, das nicht leicht zu machen ist. "Was verbindest du mit dem Spruch?", fragte ich. Das Böse gibt es, sagte sie, bei anderen Leuten und auch in mir. Wenn ich so wütend auf jemanden bin, dass ich es ihm heimzahlen will, wenn ich die Phantasie habe, meinen Feind zu vernichten. Wenn ich sage, "das verzeihe ich dem nie". Das geht mir manchmal so. Aber es ist nicht gut. Gut ist, das zu überwinden, ein Gespräch zu versuchen, auf Rache zu verzichten.
Ich denke an den Drachen, der am Himmel fliegt und daran, dass es ein Geschenk des Himmels ist, wenn es gelingt, Böses mit Gutem zu überwinden.
Vom Krieg im Nahen Osten berichten in diesen Tagen die Nachrichten, von entsetzlichem Terror, von unsäglichem Leid, von Angriffen auf Israel. Es geht Schlag auf Schlag. Auf Raketen von der einen Seite folgt Vergeltung von der anderen. Das Krankenhaus in Gaza wird getroffen, viele Opfer sind zu beklagen. Schuld wird zugewiesen, Luftaufnahmen dienen als Beweise.
Wie kann die Gewalt ein Ende finden, der Hass überwunden, wie kann auf friedliche Lösungen hingearbeitet, wie die Bevölkerung geschützt werden? Festhalten will ich mich, festhalten lasst uns an Gedanken und Gebeten des Überwindens des Krieges mit Frieden, des Vergeltens mit Ver-geben, des Bösen mit Gutem.
Die Autorin ist Direktorin des Predigerseminars Wittenberg.
Autor:Online-Redaktion |
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