Wort zur Woche
Videoanruf aus dem Schützengraben
Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.
Johannes 12, Vers 32
Noch nicht oder doch schon? Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Zeit dazwischen. Warten auf den Heiligen Geist. Aushalten, dass Jesus aufgefahren ist in den Himmel. Er ist nicht mehr hier auf der Erde. Was wird kommen? Zeit zum Nachdenken.
Von Julia Braband
Seit einiger Zeit kümmere ich mich um eine ukrainische Familie. Sie hat Zuflucht in dem Dorf gefunden, in dem ich aufgewachsen bin. Großmutter, Mutter, Schwester und zwei Kinder. Wir haben zusammen Ostern gefeiert, Traditionen ausgetauscht. Die Kinder haben Bilder gemalt. Auf dem einen stand auf Ukrainisch „Christus ist auferstanden“. Zuhause, so erzählte mir die Mutter, gingen sie regelmäßig in den orthodoxen Gottesdienst. Sie beten viel. Die Kinder waren zu den Kinderbibeltagen in meiner Vikariatsgemeinde. Wir reden selten über den Krieg. Selten darüber, wie es in Zukunft sein wird. Selten darüber, ob sie zurückkehren können. Selten darüber, wie es ihrem Mann in der Ukraine geht. Nur einmal habe ich ihn in einem Videoanruf in einem Schützengraben sitzen sehen. Aber: Wir erleben gemeinsam den Moment, lachen zusammen, machen Ausflüge.
Vielleicht ist es Verdrängung. Aber es ist auf jeden Fall Optimismus und Hoffnung zu spüren. Aus ihrem Glauben heraus ziehen sie diese Hoffnung. Sie zeigen mir, was es bedeutet, die Botschaft Jesu im Herzen zu tragen. Die Botschaft Jesu weitezutragen. Sie vertrauen darauf, dass trotz Krieg, trotz Flucht, trotz Angst, immer schon ein Stück Himmel auf Erden zu finden ist.
Wir erleben hier nur einen Anfang. Jesus hat uns durch seinen Tod am Kreuz die Zusage gegeben: Ich lasse euch nicht allein. Wir merken es vielleicht noch nicht heute. Nicht sofort. Aber es sind erste, kurze Momente spürbar. Es sind kleine Ausblicke auf das Reich Gottes. Hoffnungszeichen. Hoffnung, dass es ein Nach-dem-Krieg geben wird. Hoffnung darauf, dass Frieden sein wird. Hoffnung auf mehr kleine Stücke Himmel auf Erden. Hoffnung auf Geborgenheit in Gottes Hand.
Die Autorin ist Vikarin in Erfurt.
Autor:Online-Redaktion |
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