Predigttext
Vom Frieden erzählen
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Micha 4, Vers 3
Was für ein Bild! Es ist kein Bild, keine Vision, die im Kopf eines Wohlhabenden entstanden ist. Es ist ein Bild, hinter dem Unrecht und Gewalt, Unersättlichkeit der Reichen und Ohnmacht der Armen, hinter dem Krieg und Tod und Sklaverei stehen.
Von Matthias Simon
Längst haben viele aufgehört zu hoffen, zu glauben an Recht und Gerechtigkeit. Am Ende haben sie auch aufgehört zu glauben, dass sie je wieder eine Heimat und Geborgenheit haben werden. Nicht wenige haben gezweifelt, das Gott auf ihrer Seite steht.
Einige aber glauben fest an Gottes Heilswillen. Darum wollen, darum müssen sie der Hoffnungslosigkeit etwas entgegensetzen. Es muss etwas sein, das nicht nur einige, nicht nur die Armen und nicht nur die Unterdrückten angeht. Es soll auch nicht nur die Israeliten oder die Babylonier betreffen.
So schreibt der Verfasser Worte, die über Israel hinausreichen. Es sind Worte für die Menschen aller Völker. Sie sind bis in unsere Tage zu hören. Es sind Worte, die die Seele berühren, den Schmerzpunkt treffen und zugleich unsere Sehnsucht nach heilem Leben.
Es sind Worte, die nicht allein Trost geben, sondern Menschen in Bewegung bringen wollen. Menschen bewegen sich und stehen zuweilen auf. Sie zeigen den Mächtigen, wie das geht, Schwerter in Pflugscharen umzuschmieden. So erinnern sich viele an die mutige Wittenberger Aktion von 1983. Sie zog Kreise über die Grenzen der damaligen DDR hinaus. Auch im Westen Deutschlands nahmen Menschen den Nato-Doppelbeschluss nicht wortlos hin.
Freilich, wer auch heute auf diese Hoffnungen setzt, wer sich in diese Bewegung hineinnehmen lässt, wer Schwerter umschmiedet, wer sich lebensfeindlichen Mächten in den Weg stellt, wird es nicht einfach haben. Davon ist auch nicht die Rede in den Worten der Propheten. Frieden zu machen ist nicht einfach. Mitunter muss man auch dem Wahnsinnigen das Steuer entreißen, wie es einst Dietrich Bonhoeffer ausdrückte. Den Mächten der Gewalt muss gewiss etwas Kraftvolles entgegengesetzt werden. Was ist angemessen? Darüber müssen wir streiten, vor allem aber vom Frieden erzählen. Dazu ruft uns alle die Ökumenische Friedensdekade unter der Überschrift: „Erzähl mir vom Frieden“.
Der Autor ist Pfarrer in Haldensleben.
Autor:Online-Redaktion |
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