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Wort zur Woche
Von Kühlschränken und wärmender Gastfreundschaft

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So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
Epheser 2, Vers 19

Eines der langweiligsten Treffen in meiner Kindheit waren Erwachsenen-Geburtstage. Als Kind dabei zu sein, wenn Erwachsene feiern, war etwas Schreckliches. Ich musste still sitzen. Themen wie Hausbau, Politik und das Rentensystem interessierten mich nicht die Bohne. Die Bewegungsfreiheit war eingeschränkt, eine Glasvitrine könnte ja kaputt-gehen. Ich war Gast und eingeengt in Knigge-Regeln.
Ganz anders war es, wenn ich zu meiner Großmutter gefahren bin. Fröhlich und mit offenen Armen wurde ich empfangen. Im Garten erlebte ich Abenteuer. Der Kühlschrank meiner Großeltern mit seinen Köstlichkeiten bot eine Art Entdeckungsreise. Ich durfte sein, wie ich bin – fröhlich, traurig, erschöpft oder voller Tatendrang. Es gab immer ein offenes Ohr oder Trostpflaster. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, sprachen wir in Ruhe darüber, und es wurde verziehen. Obwohl ich nicht bei meinen Großeltern wohnte, war ich Hausgenosse.
Das Bild, das wir von Gott haben, hat großen Einfuss auf unser Glaubensleben: Als Gast bei Gott muss ich mich benehmen. Gottes Liebe bekomme ich nur, wenn ich mich an die Regeln halte. Kleine Fehler werden sofort bestraft, große später. Oder: Als Hausgenosse Gottes lebe ich mit Gott und vertraue ihm. In der Ewigkeit erwarten mich offene Kühlschränke und Abenteuer im Gartenparadies. Schon heute gibt Gott gern von seinen Gaben. Ich entdecke meine Talente und gestalte die Welt. Offenherzig und fröhlich schütte ich mein Herz bei Gott aus. Vergebung und unendliche Freiheit erwarten mich in der Beichte. Erfüllende Begegnung mit ihm erfahre ich beim Abendmahl. Gott ist nicht wie der strenge Nachbar, der auf mich herabschaut und schimpft, wenn ein Fehler passiert. Er nimmt mich in seinen Hausstand auf. Ich habe einen Platz, egal ob ich fröhlich, traurig, erschöpft oder voller Tatendrang bin. Immer mal kämpfe ich, das richtige Bild von Gott zu behalten. Wenn ich auf Jesus schaue, wie er mir in der Bibel begegnet, rückt sich mein Gottesbild wieder zurecht.

Vikar Fabian Mederacke, Stadtkirche Wittenberg 

Autor:

Online-Redaktion

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