Wort zur Woche

Von Notnägeln und Nachfolge

Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.
Lukas 10, Vers 16a

Christa, hätte ich gewusst, dass du heute den Pfarrer mimst, dann wäre ich zu Hause geblieben“, sagte eine enttäuschte Kirchgängerin zur Lektorin. Keine Pfarrerin da?

Von Reinhard Süpke

Lektoren sind nur ein „Notnagel“. Wohin soll das führen? Ein Notnagel ist mehr als sein Ruf. Lange gehörte er zur Ausrüstung der Feuerwehr. Das war ein spitzer Eisenstift mit einer Öse. Durch die wurde ein Seil geführt. Wenn der Feuerwehrmann nicht mehr ins Freie kam, schlug er den Notnagel in einen Balken. Durch die Öse führte er das mitgebrachte Seil und konnte sich durch ein Fenster abseilen.

Der massenweise Abbruch in unseren Kirchen macht deutlich: „Die Hütte brennt!“ Wir brauchen nicht noch mehr Pfarrerinnen und Pfarrer. Wir brauchen wieder „Notnägel“, jede Menge. Jesus hatte seine „Notnägel“. Zunächst die zwölf Apostel. Die wurden von ihm losgeschickt, um den Menschen von Gottes Sohn zu berichten, zu heilen und Wunder zu tun.

Aber Jesus reichte das nicht. Er fordert auf, darum zu beten, dass noch mehr „Notnägel“ kommen, um die Frohe Botschaft unter die Leute zu bringen. Wer war alles dabei? Hatten die studiert? Schon unter den Aposteln waren keine hochgelehrten Redner. Einfache Leute waren es. Paulus hatte Theologie studiert. Aber er kam erst später dazu. Jesus schickt nochmal 70 Boten los. Ob die einen Mastertitel hatten? Ach ja, die Männer! Sie blamierten sich, als die Frauen vom Grab Jesu kamen und von seiner Auferstehung berichteten. Das war unglaublich für die Apostel.

Wenn wir das alles bedenken, dann wird deutlich: Jesus hat schon immer mit „Notnägeln“ sein Reich gebaut. Was war die Kraft dieser Gemeinschaft? Sie haben mit Jesus gelebt. Sie haben auf seine Worte gehört. Sie glaubten, dass Jesus mehr ist als ein Wanderprediger: der Sohn Gottes. Was wir brauchen, sind nicht die Profis, sondern die Christen, die ganz Ohr für Jesus Christus sind. Dann hören wir das, was wir zu sagen haben.

Der Autor ist Pfarrer für besondere Aufgaben im Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen und der Novalis-Diakonie.