Hintergrund
Von Pfingstbornen, Pfingsteiern und Heilig-Geist-Luken
Traditionelle Bräuche: Mit geschmückten Zweigen um die Liebe werben und das Vieh auf die Sommerweide treiben
Dorfbrunnen reinigen, mit geschmückten Zweigen um die Liebe werben und das Vieh erstmals auf die Sommerweide treiben – für die Pfingstfeiertage haben sich über die Jahrhunderte die unterschiedlichsten Bräuche entwickelt. In nahezu allen Gegenden Deutschlands hingen an Häusern, Kirchen, Ställen und Wirtshäusern so genannte Maien. Das waren mit Bändern verzierte Buchen- oder Birkenzweige. Auch wer mit wirklich ernsten Absichten um eine Frau warb, war in früheren Zeiten zu Pfingsten beschäftigt. Er hatte seiner »Liebsten« einen geschmückten Liebesmaien vor die Haustür zu stellen, um sich auf diese Weise für die zu Ostern von ihr erhaltenen »Liebeseier« zu bedanken. Sonst war es »mit der Lieb’ vorbei.«
Als besonders heilkräftig galt auch das Besprengen mit an Pfingsten frisch aus Quellen und Brunnen geschöpftem Wasser. Ihm wurde mancherorts die gleiche Achtung entgegengebracht wie dem in den Kirchen geweihten Osterwasser. Bis heute erinnert in vielen Gegenden die Bezeichnung »Pfingstborn« als Straßenname an diesen alten Brauch.
Neben dem Wasser spielten zu Pfingsten auch Eier noch einmal eine große Rolle. Kinder und Jugendliche, die so genannte »Laubmännchen« oder »Maimänner« – mit Laub und Blumen geschmückte Gestalten – durch die Gassen der Dörfer führten, baten singend um ungefärbte Pfingsteier. Als Lohn erhielten sie Eier und Speck. Allerdings soll es bei solchen Umzügen –vor allem, wenn sie von der bereits konfirmierten, aber noch ledigen Dorfjugend veranstaltet wurden – oft recht ungestüm zugegangen sein.
Auch der sprichwörtlich gewordene »aufgeputzte Pfingstochse« hat in alten Volksbräuchen seine Wurzeln. Einst trieb man zu Pfingsten die Pferde und das Vieh zum ersten Mal auf die so genannte Pfingst- oder Sommerweide. Zur Feier des Tages wurde der Zug von einem mit einer Blumenkrone geschmückten Pfingstochsen angeführt.
In späterer Zeit waren es dann die Mädchen und Burschen, die sich zu Pfingsten »wie die Pfingstochsen« mit Blumen und bunten Bändern schmückten und sich erwartungsvoll zu ihrem ersten frühsommerlichen Tanzfest aufmachten.
Beim früher wohl bekanntesten alten Kirchenbrauch lockte im süddeutschen Raum und in Österreich ein »ergötzlich Schauspiel« die Gläubigen zu Pfingsten in die Kirchen. Während der feierlichen Firmmesse öffnete sich vielerorts im Gewölbe des Kirchenschiffes eine Deckenluke, aus der eine hölzerne Taube, als Symbol des Heiligen Geistes, auf die Köpfe der Gottesdienstbesucher herabschwebte. Obwohl sich dieser Brauch großer Beliebtheit erfreute, wurde er bereits 1785 vom Salzburger Erzbischof streng verboten. Schließlich – so heißt es – sei es des öfteren zu folgenschweren Unfällen gekommen, wenn sich die hölzerne Taube von ihrem Seil löste und – anstatt feierlich zu schweben – ins Kirchenschiff hinunter stürzte. (epd)
Autor:Online-Redaktion |
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