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Predigttext
Wann beginnt die Ewigkeit?

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Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich. Psalm 16, Vers 11

Ja, ist denn heut schon Ewigkeit?“ So habe ich mich beim ersten Lesen des Predigttextes für den kommenden Sonntag auch gefragt. Aber: Nein – keine Angst!

Von Andreas Müller

Wir sind ja erst im September. Und es dauert noch eine ganze Weile bis zum letzten Sonntag des Kirchenjahres, den viele auch den Totensonntag nennen. Dennoch mag so mancher vielleicht daran gedacht haben. Auch ich kannte diesen Psalm 16 mit dem Vers 11 nur als Hallelujaspruch für den Ewigkeitssonntag. Weder im Gesangbuch, noch im alten Lektionar taucht der Text auf.

Ich glaube, es ist das erste Mal überhaupt, dass über diesen Psalm gepredigt werden soll. Und es passt ja auch zum Thema. Im Evangelium erfahren wir, dass Jesus dem Tod die Macht genommen hat. Und auch im Psalm 16 geht es um die Überwindung des Todes.

Es klingt wie ein Glaubensbekenntnis zu Gott und ein Vertrauensbeweis zugleich. „Du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe“, heißt es im Vers zuvor. Der Apostel Petrus wird diesen Gedanken dann später in seiner Pfingstpredigt aufgreifen (Apostelgeschichte 2, 31). Für ihn ist klar, dass König David selbst hinter diesem Psalm steht und schon auf die Auferstehung Jesu Christi verweist.

Auch wenn dieser Psalm und seine Übersetzung noch sehr umstritten sind, so ist es doch sehr bewundernswert, wenn ein Mensch so zu Gott beten kann wie hier. So wird Psalm 16 auch als Vertrauenspsalm bezeichnet. Ich weiß nicht, ob ich das auch könnte. Meine Ängste und Sorgen sind oft viel größer und stärker. Gerade im Angesicht dessen, was zurzeit in der Welt passiert. Wo ist denn da der Weg zum Leben? Und wo, bitteschön, bleiben Freude und Wonne? Nein, so vollmundig wie der Psalm könnte ich nicht reden. Auch fehlen mir die Erfahrungen mit wieder auferweckten Toten wie im Evangelium (Johannes 11 – Die Auferweckung des Lazarus). Ich sehe eher das Ende und den Tod. Also doch schon „Totensonntag“ – mitten im September?

Nein, das ist noch nicht das Ende. Auch nicht das Ende des Kirchenjahres. Ich muss nur auf Gottes Wort hören, dann erkenne ich den Weg zum Leben. Und sicherlich finde ich dann auch meine Freude daran. 

Der Autor ist Pfarrer in Gernrode.

Andreas Müller, Pfarrer in Gernrode | Foto:  A. Müller
Autor:

Online-Redaktion

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