Wort zur Woche

Was Glauben im Kern bedeutet

Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.
Epheser 2, Vers 8

Gut, dass du deinen Fahrradhelm aufgesetzt hast, sonst hätte der Sturz böse ausgehen können!“

Von Margaretha Scholtissek

– Ob es um die Ausrüstung geht oder gewissenhafte medizinische Vorsorge oder Lernen für gute Schulnoten – von Kindesbeinen bekommen wir es beigebracht und viele Erfahrungen bestärken uns darin, dass wir einen direkten Einfluss auf unser Wohlergehen haben mit dem, was wir tun. Und auch wenn wir spätestens seit Hiob wissen, dass dieser Einfluss kein Automatismus und der Umkehrschluss ganz sicher ein Irrtum ist, so steckt er doch tief in uns drin der Gedanke, dass wir mit unserem Handeln für unser Heil sorgen müssen. Er prägt unser alltägliches Denken und Fühlen, nicht nur in der Lebensgestaltung, sondern auch im Glauben. Wäre es nicht ungerecht, wenn ewiges Leben unverdient geschenkt werden würde, unabhängig vom Lebenswandel?

Aus Gnade – durch Glauben – von Gott gegeben: Die Rettung der Menschen geht bei Paulus allein von Gott aus. Die einzige Bedingung bzw. die passende Andockstation auf unserer Seite ist der Glaube. Und sofort entsteht die Versuchung, durch besonders fleißigen Glauben doch wieder das Unsrige dazuzutun: brave Gottesdienstbesuche, häufiges Beten, soziales kirchliches Engagement – da fühlt man sich gleich würdiger. Doch was bedeutet Glauben im Kern? Die von unserer Seite unüberwindbare Kluft zwischen uns und Gott anzuerkennen, zu akzeptieren, dass wir das Geschenk seiner Selbsthingabe am Kreuz entgegennehmen dürfen, dass das Einzige, was uns dieses Geschenkes würdig macht, seine unverbrüchliche schöpferische Liebe ist.

Diese empfangende Position einzunehmen, fällt schwer und ist doch befreiend: So können wir ohne den Druck des schlechten Gewissens aus der Erfahrung des Beschenktwerdens glauben, lieben und hoffen. Er schenkt uns die Erlösung und teilt den Siegespreis mit allen, die ihm vertrauen. Wir dürfen unsere Hand ausstrecken nach Gott im vertrauensvollen Glauben an dieses Geschenk.

Die Autorin ist Theologin und Gemeindekirchenrätin in Weimar.