Predigttext
Was mich reich macht
So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott. Lukas 12, Vers 21
Seit einigen Wochen geht unsere Tochter zum Spielen gern zu ihrem Kindergartenfreund Max. Max besitzt ein Trampolin, das ungefähr so groß ist wie unser ganzes Wohnzimmer.
Von Ann-Sophie Wetzer
Unsere Tochter liebt dieses Ding über alles und sollte auch eins zum Geburtstag bekommen. Doch dann hat Max vor Kurzem davon erfahren und entsetzt zu mir gesagt: „Aber dann kommt Elsa ja gar nicht mehr zu mir!“
Das Gleichnis vom reichen Kornbauern provoziert. Jesus war als Prediger eher nicht der harmoniebedürftige Typ, so viel wird einmal mehr deutlich. Er hat seine heilenden Finger in die Wunden gelegt. Mitunter hat das wehgetan und tut es sogar heute noch. Wir können lange unbemerkt über den Zustand unseres Lebens im Irrtum sein.
Diesmal sind besonders die angesprochen, die das Glück haben, dass ihre Felder reichlich tragen. Und sich ein Trampolin leisten können, einfach so zwischendurch. Dass es Menschen gibt, die reicher sind als andere, ist dabei nicht der Kritikpunkt.
Jesus appelliert hier auch nicht an das Gewissen der Hörenden den Armen gegenüber. Vielmehr geht es um eine für die Hörenden selbst existenzielle Frage: Was macht mein Leben reich, wahrhaft reich, reich bei Gott?
Das Negativ-Beispiel, der Kornbauer, macht seine Lebensrechnung weder mit anderen Menschen noch mit Gott. Seine Gedanken kreisen um die vollen Scheunen. Er malt sich eine herrliche Zukunft aus, aber die einzigen, die darin vorkommen, sind er selbst und sein Besitz. Das also soll die tragende Beziehung sein. Wie ärmlich dieser Traum von einem guten Leben ist, fällt ihm überhaupt nicht auf.
So wie es mir nicht aufgefallen ist, wie ärmlich das geworden wäre, wenn meine Tochter und Max auf ihrem je eigenen Trampolin allein für sich die Nachmittage hätten verbringen müssen, statt zusammen zu kreischen, zu streiten und sich wieder zu vertragen.
Was macht das Leben reich? Die Antwort findet, wer die dinglichen Schätze loszulassen bereit ist und sich auf das einlässt, was dann passiert: bedürftig sein, Sehnsucht haben nach anderen, satt werden von Worten wie von Brot, zusammen federn und abspringen, wanken und hinfallen und wie durch ein Wunder gehalten werden. So geht es dem, der reich ist bei Gott.
Die Autorin ist Pfarrerin im Kirchenkreis Torgau-Delitzsch.
Autor:Online-Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.