Predigttext zum Sonntag
Wege der Zuwendung
Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis.
Markus 14, Vers 9
Einen Duft vergisst man nicht. Er verbindet sich mit einer Begegnung, einem Ort, einem Erlebnis und kann die Seele zum Leuchten bringen. Von einer duftenden Wohltat erzählt auch Markus im Predigttext für Palmsonntag. Jesus und die Jünger sind zu Gast bei Simon in Bethanien, dem "Armenhaus", unweit von Jerusalem. Nur zwei Tage noch bis zum Passahfest. Das Zusammensein bei Simon soll in der angespannten Situation Kraft geben. Das erleben wir selbst in dieser Krise. Gegen die diffuse Angst hilft Gemeinschaft, online oder am Telefon. Und das gemeinsame Essen im engsten Kreis tut einfach gut.
Auch die Jünger suchen Nähe mit Jesus. Manche ahnen schon den Leidensweg, der näherrückt. Eine Frau sieht klar, sie betritt die Runde der Männer. Das ist ein Tabubruch, aber Krisen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Sie tritt ganz nah an Jesus heran, zerbricht ein wertvolles Alabastergefäß voll kostbaren Öls und gießt es auf sein Haupt. Im Armenhaus verschwendet sie das duftende Salböl. Darüber sind die Jünger empört.
Was hätte man nicht alles für die Armen kaufen können mit diesem kostbaren Öl! Klingt in dem lauten Protest auch etwas Neid hindurch? Wie frei diese Frau das wertvolle Gut für Jesus hergibt! Wie sie verschenkt, ohne zu berechnen! Verbirgt sich in ihrem Ärger sogar das Bedauern, selbst nicht so großzügig zu sein?
Mit der Salbung hat die Frau als Erste gezeigt, dass sie verstanden hat: Jesus ist der von Gott Gesandte, der lang Ersehnte, der Messias. Mit Salböl hatte Samuel damals den jungen David zum König gesalbt, das wusste sie. Ihre Salbung ist ein Bekenntnis zu Jesus als Christus. Und ihr duftendes Geschenk ist dazu noch eine Wohltat. Jesus nimmt sie an und bricht selbst ein Tabu. Er spricht aus, was kaum einer zu denken wagt. Sein Tod steht nahe bevor, das Öl wird ihm zum Balsam werden. Die hellsichtige Zuwendung der Frau würde ihn stärken, nicht nur an diesem Abend. Der Duft würde ihm guttun auf seinem langen Leidensweg nach Golgatha.
Ungewöhnliche Wege der Zuwendung zählen auch heute und werden von namenlos vielen Menschen beschritten. Die Nachbarschaftshilfe blüht auf, tröstliche Unterstützung wird über soziale Netzwerke und auch analog verbreitet. All das möge wirken – wie die duftende Wohltat der Frau.
Autor:Online-Redaktion |
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