Wort zur Woche
Wenn unsere Kräfte nicht mehr reichen
Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.
Sacharia 4, Vers 6 b
Auch wir mobilisieren all unsere Kräfte, alle Ressourcen, um Krankenhäuser nicht kollabieren zu lassen, die Wirtschaft am Laufen und die Schulen offen zu halten. Wir können uns alle irgendwo wiederfinden, wo wir unsere Kraft aufbrauchen, um uns nicht der Krise geschlagen zu geben und im Kampf mit dem Virus die Oberhand zu behalten. Aber das Virus und seine Folgen bleiben dennoch nur scheinbar beherrschbar.
Doch ein Warnruf ist zu lesen: Nicht die menschlichen Anstrengungen sind entscheidend, sondern durch den Geist Gottes wird es geschehen. Wer wäre der Prophet, wenn er nicht über die Zeiten hinweg mahnen würde: „Halte ein! Ist unser Handeln der richtige Weg?“
Sind es nicht wir, die wir uns inzwischen den Instrumenten unserer Krisenbewältigung selbst unterworfen haben? Ich selbst merke dies jeden Tag. Klar habe ich mich an den neuen Funktionalismus des Alltags gewöhnt. Für mich in der Schule bedeutet die Krise regelmäßig neue Unterrichtsformen.
Allerdings passt das, was ich mich zu unterrichten anstrenge, immer weniger in die Form, und vor allem die Schüler verlieren spürbar den Bezug zur Schule, sei es durch räumliche Distanz oder ein sich aufbauendes, innerliches Zurücknehmen. Für uns sind die Durchhalteparolen des letzten Jahres leer geworden, denn unsere Kräfte schwinden.
Der Prophet hat also recht: Nicht die Weltbeherrschung ist an erster Stelle. Was uns bleibt, ist der Geist Gottes. Dieser lässt es geschehen. Auf Gottes Geist zu vertrauen heißt aber nicht, untätig zu sein. Es heißt, anders zu handeln.
Was bedeutet es, wenn wir also Gottes Geist vorlassen, ihn an uns heranlassen, sein Wesen uns leiten lassen? Für mich heißt es innehalten, mich umzuschauen und wieder den Menschen hinter dem Krisenaktionismus in den Blick zu nehmen, diesen nicht nur in der vorgegebenen Rolle zu sehen.
Janik Palm, Religionslehrer am Christlichen Gymnasium Jena
Autor:Online-Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.