Predigttext
Wer’s glaubt, wird selig
Denn Jesus Christus ist gestorben und lebendig geworden, damit sich Gottes Macht über Tote und Lebende erweise. Römer 14, Vers 9 (nach Bibel in gerechter Sprache)
Nichts ist unmöglich. Dieser Werbespruch geht Jens durch den Sinn. Zu dumm, dass man sich so etwas Unwesentliches merkt.
Von Matthias Simon
Aber irgendwie trifft der Spruch auch zu. Für ihn. Was er nicht für möglich hielt, ist eingetroffen: Seine Firma muss Stellen abbauen. Und seine gehört dazu. Nachdem Romy mit den Kindern zu ihrer Mutter gefahren ist, weil sie es gerade nicht mehr aushält mit ihm, nun auch noch das.
Missgelaunt geht er nach Hause. Dort wartet niemand auf ihn, denkt er noch. Sein Blick fällt mitten im Gehen plötzlich auf einen Schaukasten. Er bleibt stehen. Liebevoll, aber irgendwie gestrig anmutend wird hier geworben. Wofür? Ach, für die Kirche. Da liest er: „Niemand von uns lebt für sich selbst, niemand stirbt für sich selbst. Denn Christus ist gestorben und wieder lebendig geworden, damit sich Gottes Macht über Tote und Lebende erweise.“
Das hat er doch neulich erst auf der Trauerfeier für seinen Freund Tobi gehört. Aber es stimmt nicht, denkt Jens. Ich sterbe bestimmt einsam, und Gott bin ich egal. Nun, ihm ist Gott auch egal, muss er sich eingestehen. Mit der Kirche hat er schon lange nichts mehr am Hut. Die Trauerfeier war die Ausnahme. Für Tobi.
Zu Hause schaltet Jens den Fernseher ein, um sich abzulenken. Aber überall nur Schwachsinn, denkt er. Jens schaltet wieder aus und will einfach nur Ruhe. Er denkt an seinen toten Freund. Da drängen sich diese Worte aus dem Schaukasten plötzlich wieder in sein Bewusstsein. Niemand von uns lebt für sich selbst … Christus ist gestorben und lebendig geworden …
Ja, wieder lebendig werden. Was für ein Wunder. Wer’s glaubt, wird selig. Ich könnte allerdings so ein Wunder gebrauchen, denkt er. Mit Romy ein neues Leben anfangen. Sich keine Vorwürfe gegenseitig an den Kopf werfen. Ihren Vorschlag annehmen und eine Paarberatung aufsuchen. Den verlorenen Job als Chance sehen und woanders hingehen. Etwas machen, wo er mehr Zeit hat für seine Kinder, für die Familie. Vielleicht auch wieder Klavier spielen. In diesem Moment sieht Jens es vor sich: Es kann alles geschehen. Es kann alles neu werden. Er braucht nur aufzustehen und loszugehen. Ja, nichts ist unmöglich.
Der Autor ist Pfarrer in Haldensleben.
Autor:Online-Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.