Wort zur Woche
Wie Brotkrumen, die vom Himmel fallen
Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.
Jeremia 17, Vers 14
Das fühlt sich an wie Nadelstiche von innen, wie wenn Gewissheit ein Brot wäre und sehr hungrige Vögel immer mehr davon aufpicken, Stück für Stück, auch die allerletzte Krume: Was mache ich hier eigentlich? Sage ich denn die Wahrheit? Habe ich Gott richtig verstanden oder mehr auf mich selbst gehört? Bin ich denn ein echter Prophet oder ein Narr? Fragen wie Nadelstiche.
Von Lydia Schubert
Ich bin weit entfernt von der Verzweiflung Jeremias. Ich habe kein Gericht zu verkündigen, weder dem eigenen noch anderen Völkern. Ansatzweise nachvollziehen kann ich das Gefühl der Vergeblichkeit: Was tue ich hier eigentlich? Ist das überhaupt sinnvoll? Macht das für irgendwen irgendeinen Unterschied? Fragen, die ich auch immer wieder von anderen Engagierten in unserer Kirche höre, egal ob hauptamtlich oder ehrenamtlich. Angesichts der sinkenden Mitgliederzahlen fragen wir uns, wie lange das noch gut geht.
In einer Supervisionssitzung ist schon vor einiger Zeit die Idee entstanden, aufzuschreiben, „was außerdem passiert ist“. In meine Datei mit den Anmeldungen notiere ich, was bei Treffen und Veranstaltung außerdem passiert ist. Wer sich vielleicht zum ersten Mal in dieser Runde getraut hat, etwas zu sagen, oder wer wen kennengelernt hat und mit wem Ideen weiterspinnen will. Ich notiere, ob ein Gemeinschaftsgefühl entstanden ist oder ob jemand meint, heute anders nach Hause zu gehen als sonst. Denn mir hilft es, wenn ich sehe, wie Gott immer wieder Spuren in unserem Leben hinterlässt. Wenn ich meinen Blick dafür schärfe, wie Gott anderen hilft. Denn auch das passiert ja.
Dabei erlebe ich, wie mein Blick von mir selbst befreit wird für das, was um mich herum geschieht, in kirchlichen Räumen – und in öffentlichen Räumen. Dass Gott auch dort Spuren hinterlässt. Wie Brotkrumen, die vom Himmel fallen. Himmelsspeise. Täglich genug. Eine Spur, die immer wieder nach Hause führt. Das heilt dann auch mich. Das hilft dann auch mir.
Die Autorin ist Fachreferentin für Ehrenamt im Kirchenkreis Merseburg.
Autor:Online-Redaktion |
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