Wort zur Woche
Wie ein Gebet im Alltag
"Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet." Psalm 66,20
Linie 1 in Magdeburg: IKEA – Klinikum Olvenstedt. Wie 95 Prozent der Mitreisenden checke ich Nachrichten in der Straßenbahn. Bleibe an folgender Info hängen: Vor 30 Jahren hat Madonnas Hit „Like a prayer“ für Furore gesorgt. Das waren noch Zeiten: Vor der Wende; und der Vatikan hat sich für ein Verbot des dazugehörigen Videos in Italien stark gemacht.
Like a prayer – wie ein Gebet. Was steckt dahinter? Ich suche weiter: Ein Song über Glauben, Heilige und Sehnsüchte. Die Kritiker sagten, eine unzulässige Vermischung von Religion und Sexualität. Ich halte mich an den Text: „Wenn du meinen Namen rufst, ist es wie ein Gebet.“ Stark, finde ich. Wie ein Gebet im Alltag – wie oft werden wir gerufen, angerufen, angeschrieben. Mit Namen. Wann ist es wie ein Gebet?
Neben mir aus den Ohrstöpseln einer Frau mittleren Alters kann ich mithören: „Prayer in C“, der Sommerhit von vor einigen Jahren. Ein unbeschwerter Remix, drübergelegt über die Fragen der Endlichkeit dieser Welt, von Schuld und Vergebung. „Gebet in C“ – offenkundig in C-Dur geplant, ist es nun a-Moll geworden. Ein Gebet mit Zweifeln.
Ich schalte meine eigene Musik ein: Grönemeyer „Bist du da“. Im Video erscheint ein wohlbekanntes Motiv: Auf der symbolischen Lebensfahrt ist ein junger Mensch Sturm und Wellen ausgesetzt. Wenn jetzt doch jemand ins Boot steigt, der nicht Angst macht, sondern tröstet! Wie einst Jesus auf dem See Genezareth. „Du bist da“ endet das Lied. Aus der Frage wurde eine Zusage. Ich glaube es. Und höre es als Dankgebet.
Einer meiner Gebetslieblingssongs ist aus dem Film mit George Clooney „O Brother, Where Art Thou“: "Als ich runter zum Fluss ging, um zu beten, da dachte ich über diesen guten, alten Glaubensweg nach … Guter Gott, zeig mir den Weg." Ich summe den Song mit, wo alle nacheinander aufgefordert werden, zum Beten mitzukommen. Großartig.
Jetzt noch eine Nachricht schreiben an meinen Nachbarn. Etwas jünger als ich, musste er plötzlich ins Klinikum. Keine Routine-Untersuchung. Schreibe ihm: Wir denken an dich. Im Herzen, in Gedanken und im Gebet. Emoji: Gebetshände. Senden.
Ich muss raus. Zur Magdeburger Stadtmission, unweit der Elbe. Hier geht es weiter. Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft.
Stephan Hoenen, Superintendent im Evangelischen Kirchenkreis Magdeburg
Autor:Online-Redaktion |
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