Wort zur Woche

Wie ein warmes Gefühl im Herzen

Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Psalm 103, Vers 2

Die Sommerferien sind längst vorbei, die ersten Schulwochen liegen hinter uns. Doch der erste Schultag war aufregend: Welchen Schülern werde ich in diesem Jahr begegnen? Das habe ich mich gefragt vor dem ersten Schultag, bevor ich in die neue Klasse kam.

Von Marlen Schönemann

Da saß ein kleiner Junge an seiner Schulbank und sang entspannt, ganz für sich, aber doch sehr eindringlich ein Lied, dass wir zuvor im Schulgottesdienst gesungen hatten: „Gottes Liebe ist so wunderbar, Gottes Liebe ist so wunderbar.“ Voller Neugier schaute ich dem kleinen Sänger zu.

Nun entdeckte ich seine Schulbegleitung, die ihn im Schultag unterstützen möchte. Denn viele Dinge kann der kleine Sänger nicht allein. Er hatte nicht die besten Startbedingungen in sein Leben.

Da wurde mir warm, mein Herz schlug, und ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit breitete sich in mir aus. Da sitzt so ein kleiner Junge und dankt Gott für seine Liebe, einfach so. Das war ein Moment, in dem auch ich Gottes Nähe spürte.

Im Wochenspruch ist es der Psalmbeter, der seinen Dank zeigt. Er weiß, wie wichtig es ist, das Gute nicht zu vergessen. Und so lobt er Gott dafür.

Wann und für was war ich das letzte Mal dankbar? Wann habe ich das letzte Mal dankbar auf die Wunder des Lebens geschaut? Am ersten Schultag waren es diese Fragen, die mir durch den Kopf gingen. Also fange ich doch mal an, sie für mich zu beantworten.

Was für ein Wunder ist gegenseitiges Vertrauen, Schönheit, Freundschaft und Liebe. Was für ein Wunder ist es, wenn es im Sommer regnet. Was für ein Wunder ist es, dass wir in Frieden zur Arbeit gehen können. Was für ein Wunder ist es, Musik und Kunst frei zu erleben. Mehr solcher Gedanken könnte ich noch aufzählen.
Ich bin dankbar für meinen Schüler, der einfach so dasitzt und Gott für seine Liebe dankt. Und ich begreife wieder, wie hilfreich es ist, das Leben als Geschenk und Wunder Gottes zu verstehen.

Die Autorin ist Schulseelsorgerin in der Ev. Grundschule Erfurt.