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Altes Ritual neu entdeckt
Wie ein wohlriechender Segen

Vor allem kranke und alte Menschen reagieren positiv auf das Angebot einer rituellen Salbung. | Foto: epd-bild/Jörg Wohlfromm
  • Vor allem kranke und alte Menschen reagieren positiv auf das Angebot einer rituellen Salbung.
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Von Christine Süß-Demuth

Die Salbung ist ein altes Segnungsritual, das vor allem aus der orthodoxen und katholischen Kirche bekannt ist. Das Ritual mit duftendem Öl ist in den vergangenen Jahren in der evangelischen Kirche neu entdeckt worden. "Eine Salbung ist die sinnliche Bestätigung eines Segens", sagt die Theologin Urte Bejick von der Evangelischen Landeskirche in Baden. Es mache den kirchlichen Segen stärker erfahrbar als nur durch Worte.
In der katholischen Kirche habe es lange das Sakrament der "letzten Ölung" für sterbende Menschen gegeben, erläutert Bejick. In den 1960er-Jahren sei das Ritual durch das Zweite Vatikanische Konzil ausgeweitet worden auf kranke Menschen zu deren Stärkung. In der katholischen Kirche gehört die Krankensalbung zu den Sakramenten, die ausschließlich von einem Priester gespendet werden dürfen. Das ist im Protestantismus anders.
Im Rahmen der evangelischen Seelsorge und in Gottesdiensten könne das Ritual nach dem Segen zur Bestärkung bei inneren und äußeren Beschwerden praktiziert werden, sagt die Bereichsleiterin Altenheimseelsorge. Besonders Menschen in Krankenhäusern und Altenheimen reagierten sehr positiv auf das Angebot. Sie sei überzeugt davon, dass die Salbung die Energie verstärke, die durch das Sprechen des Segens gegeben wird.
Dies merke sie besonders bei Menschen mit Demenz. Diese könnten zwar kognitiv den Segen nicht mehr wahrnehmen, aber sinnlich durch die Salbung erfahren. Sie spürten es als etwas Wohltuendes, das außerhalb des pflegerischen Bereichs stattfinde, erklärt die Altenheimseelsorgerin: "Sie werden ganz aufmerksam, wenn wir sie anschauen, ihre Hände salben und ein Kreuz in die Handflächen machen."
In Zukunft werde es Salbungen auch noch in anderen Kontexten geben, hofft die Theologin Bejick. Sie könne sich das Ritual zum Beispiel bei Lebensübergängen vorstellen, wie etwa dem Übertritt in den Ruhestand.
Salböl besteht in der Regel aus Olivenöl, das mit wertvollen Gewürzen oder Duftstoffen versetzt wird, und gilt als besonders kostbar. Salböl benutzte man in der Antike zunächst zur täglichen Körper- und Schönheitspflege. Das galt als Zeichen des Wohlbefindens und der Lebensfreude.
In der Liturgie des biblischen Judentums und der christlichen Kirchen spielte die Salbung eine wichtige Rolle und wird auch in der Bibel mehrfach erwähnt. Im Jerusalemer Tempel wurde es zur Salbung von Personen sowie zur Weihe von Objekten für ihren Gebrauch im Heiligtum verwendet. Mit einem besonderen religiösen Ritual wurden die Priester und die Könige Israels gesalbt. Das Salböl wurde dabei meist über den Kopf gegossen oder die Kleider damit besprengt. Auch Gegenstände des Gottesdienstes wie der Altar wurden durch das Begießen mit Salböl heilig gemacht.
(epd)

Hintergrund
Die Zubereitung des Öls, das für die Salbung in der Liturgie des biblischen Judentums und der christlichen Kirchen gebraucht wird, ist in der Bibel im Zweiten Buch Mose beschrieben. Danach enthält es Olivenöl, Myrrhe, Zimt, Zimtblüte (Kassia) und Kalmus, eine wohlriechende Schilfart. Aufbewahrt wurde das kostbare Öl in kleinen tönernen oder gläsernen Fläschchen.

Autor:

Online-Redaktion

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