Wort zur Woche
Woraus ich meine Hoffnung ziehen kann
Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Jesaja 60, Vers 2b
Für Jerusalem als Tochter Zion schreibt der Autor des alttestamentlichen Textes diese Worte. Es ist ein Vers in einer langen Reihe von Zusagen an Jerusalem.
Von Dorothea Heller
Wunderbare Worte an die Menschen in Jerusalem vor vielen hundert Jahren. Ich wünschte, auch heute könnten die Menschen in Israel und Gaza ihre Kraft spüren. Hinein in den Krieg diese Kraft und Herrlichkeit. Hinein auch in die viel zu vielen anderen Kriegsschauplätzen dieser Welt. Was für eine Zusage! „Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir!“ Ich weiß, so einfach ist es nicht, und ich will auch nicht weichzeichnen, was an Unrecht in der Welt passiert. Und doch bin ich überzeugt, dass diese Zusage allen Menschen gilt. Und dass sie von Frieden und Bewahrung spricht, von Gerechtigkeit und Anerkennung, die letztlich allen Menschen zu teil werden sollte.
Die Kapitel des Jesajabuches, denen dieser Vers entstammt, sprechen Menschen an, die gerade aus dem Exil in Babylon zurückgekehrt sind. Es ist eine Zeit des Umbruchs, eine Zeit der Unsicherheit. Die Zukunft ist fragil. In diese Zeit hinein kommt diese Zusage: Sie scheint über euch, die Herrlichkeit des Herrn! So viel Unsicherheit gibt es auch in unserer Zeit. Da gibt es die, die Unsicherheit und Zersetzung in unserer Gesellschaft voranzutreiben suchen. Und da gibt es die, die verunsichert sind, die Angst haben. Junge Menschen sagen mir, dass sie keine Kinder bekommen wollen, in solch einer Zeit.
In diese Unsicherheit hinein klingen diese Worte, gesprochen für die Menschen in Jerusalem vor so vielen Jahren: Die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir! Ich weiß, dass der Glaube der Menschen schwindet. Ich kenne die Austrittszahlen. Vielleicht sinkt das Vertrauen in die Institution Kirche, vielleicht schwindet der Glaube – ich vermag nicht hineinzuschauen in die Menschen. Aber eines ist dennoch konstant, übersteht Vertreibung und Kriege: die Herrlichkeit des Herrn, die Liebe Gottes, das Wirken des Heiligen Geistes in dieser Welt. Daraus ziehe ich meine Hoffnung. Amen.
Die Autorin ist Klinikseelsorgerin in Weimar.
Autor:Online-Redaktion |
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