Wort zur Woche
Zuletzt fügt sich alles zusammen
Aller Augen warten auf dich, Herr, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
Psalm 145, Vers 15
Mutter Erde oder Gott Vater dienen? Auch viele Christen haben sich längst für „Mutter Erde“ entschieden: Sich der Natur unterwerfen, ihr dienen, würde die Probleme der Welt und des eigenen Lebens lösen. Was sonst noch zum Glauben gehört, ist vielen fremd geworden. Die Bibel vermittelt ein anderes, spannungsvolles Bild: Adam wird „im Schweiße seines Angesichts“ der Erde das Brot abringen (1.Mose 3, Vers 18f.), andererseits fließt sie über von Segen (so oft in den Psalmen, s. o.). Beides ist da. „Mutter Erde“ allein ist, auch in aller überwältigender Schönheit, grausam, das Leben auf ihr trotz allen Segens ein ständiger Überlebenskampf. Darum gibt es auch zwei biblische Schöpfungsberichte mit unterschiedlichem Auftrag: Der Mensch soll den Garten Eden „bebauen und bewahren“ (1. Mose 2, Vers 15), sich die Erde aber auch ausdrücklich „untertan machen“ (Kap. 1, Vers 28). Auch Waldanbeter heute kommen immer von zuhause, und sie genießen den Kultur-, nicht den echten Urwald. Alle Zivilisation ist der Erde abgerungen und ohne Beherrschung von erkannten Naturgesetzen nicht möglich.
Darum ist es nötig, Herrschaft und Bewahrung auszugleichen. Ein tröstlicher Fingerzeig: Der Kampf mit „Dornen und Disteln“ ist nach der Bibel Strafe Gottes; d. h.: ursprünglich war es anders gemeint (der Paradiesgarten vor dem Sündenfall). Darum bedeutet Lebenserleichterung schaffen, die Welt dem näher zu bringen, wie sie von Gott gedacht war. Und in seinen Gleichnissen macht Jesus die Prozesse des Wachsens in der Natur direkt für den Glauben transparent (Senf-korn, säender Bauer, selbst wachsende Saat). Gerade Naturbetrachtung lehrt Staunen und das Lob Gottes.
Bezeichnenderweise ist das biblische Endziel aller Geschichte aber kein neuer Garten Eden wie am Anfang, sondern die „heilige Stadt“, das neue Jerusalem (Offenbarung 21), darin stehen „Bäume des Lebens“ mit reicher Ernte (Kap. 22, Vers 2), deren Blätter „zur Heilung der Völker dienen“. Kultur und Natur sollen also zuletzt zusammenkommen. In der Hoffnung darauf feiern wir auch Erntedank.
Ulrich Placke, Pfarrer i.R., Weimar
Autor:Online-Redaktion |
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