Engagement
25 Jahre Hilfe für minderjährige Flüchtlinge
Sie kommen als minderjährige Flüchtlinge ohne Begleitung Erwachsener nach Deutschland, aus Afghanistan, Syrien oder afrikanischen Ländern wie Eritrea und Somalia.
Von Oliver Gierens
Seit 25 Jahren kümmert sich der Verein "refugium" in Magdeburg um sie, insbesondere indem er ehrenamtliche Vormünder bereitstellt, ausbildet und unterstützt. Jetzt feierte der Verein, der sich seit 2018 in Trägerschaft des Caritasverbands der katholischen Diözese Magdeburg befindet, sein Jubiläum in der Magdeburger St. Petrikirche.
Als „hochmotiviert, verlässlich und fachlich versiert“ bezeichnet Sachsen-Anhalts Sozial-Staatssekretärin Susi Möbbeck (SPD) die Arbeit von „refugium“. Der Verein nehme sich Zeit für Gespräche und Abstimmungen, beispielsweise mit Jugendämtern oder Ausländerbehörden. Er engagiere sich unermüdlich in der Gewinnung, Begleitung und Qualifizierung ehrenamtlicher Vormünder. Nach Auskunft der Vereinsvorsitzenden Monika Schwenke betreut der Verein derzeit rund 40 Jugendliche. Dafür stünden momentan vier ehrenamtliche Vormünder, zwei Männer und zwei Frauen, in Magdeburg und Halle zur Verfügung. Nach wie vor stammten die meisten minderjährigen Flüchtlinge aus Afghanistan oder Syrien, aber auch junge Menschen aus der Ukraine seien in in diesem Jahr dazugekommen, sagte Schwenke dem Evangelischen Pressedienst.
Die Vereinsvorsitzende zählte bereits 1997 zu den Gründungsmitgliedern. Sie betont, dass es für die Arbeit mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen nicht nur Geduld und Kraft bedürfe, sondern auch Empathie und Durchhaltevermögen. Das gelte beispielsweise für politische Entscheidungen: So sei im aktuellen Erlass des Sozial- und Innenministeriums in Sachsen-Anhalt festgelegt, dass Mitarbeiter des Jugendamtes nicht mehr allein das Alter eines unbegleiteten Jugendlichen schätzen sollten, wie dies zuvor der Fall war. Diese hätten die jungen Menschen häufig für volljährig erklärt – mit gravierenden Konsequenzen für die weitere Integration, so Schwenke.
In einem Polit-Talk nach dem Festakt erzählte unter anderem der heute 22-jährige Yusuf seine Fluchtgeschichte. Er war 2016 unter dramatischen Umständen aus dem Bürgerkriegsland Somalia in Ostafrika geflüchtet und dabei mit einem Boot gekentert. Die Überfahrt überlebte der damals 16-Jährige nur knapp, kam dann über Italien nach Deutschland. In Magdeburg habe ihm „refugium“ einen ehrenamtlichen Betreuer zur Seite gestellt. Heute, sechs Jahre später, arbeitet er als ausgebildeter Software-Entwickler. Dabei habe er neben viel Hilfe auch Ablehnung im Alltag erfahren, berichtete Yusuf.
So forderte auch der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige in seiner Predigt während der Festandacht eine gesellschaftliche Offenheit gegenüber Menschen auf der Flucht. „Wie wir mit Flüchtlingen umgehen, zeigt, welcher Geist in unserer Gesellschaft herrscht“, so Feige. Es habe immer schon zur Aufgabe von Kirche gehört, Anwältin für Migration und Integration zu sein.
(epd)
Autor:Online-Redaktion |
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