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Allstedt feiert mit Kuchen und Denkmal
Am Tisch mit Müntzer

Müntzer auf Mohn: Mit einem weltrekord-verdächtigen 128 Kilogramm schweren Kuchen startete Allstedt ins Jubiläumsjahr. | Foto: Birgit Steinmetz
  • Müntzer auf Mohn: Mit einem weltrekord-verdächtigen 128 Kilogramm schweren Kuchen startete Allstedt ins Jubiläumsjahr.
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Zuckrig und rekordverdächtig wurde der Auftakt zum 500-jährigen Müntzer-Jubiläum in Allstedt (Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda) kürzlich begangen:

Beatrix Heinrichs

Mit einem 128 Kilogramm schweren Mohnkuchen, auf dessen goldbraun gebackener Sulfdecke ein Müntzer-Konterfei aus Puderzucker prangte. Damit gelang der örtlichen Bäckerei Meye ein Weltrekord und die Aussicht auf einen Eintrag im Guinnessbuch.

Organisiert hatte die Aktion die Kunststiftung Sachsen-Anhalt, die mit verschiedenen Projekten und einem Kunstparcours in der Innenstadt auf das Bauernkriegsjubiläum und das Wirken Thomas Müntzers in Allstedt aufmerksam machen will. Ob der Reformator, der kurz vor dem Osterfest 1523 eine Pfarrstelle in Allstedt antrat, auch Mohnkuchen mochte, ist nicht überliefert. Wohl aber, dass der Theologe für das Selbstverständnis der heute 8500 Einwohner zählenden Gemeinde an der südwestlichen Landesgrenze zu Thüringen eine wichtige Rolle spielt.

So werden derzeit Burg und Schloss in Allstedt, die sich seit Januar vergangenen Jahres im Eigentum der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt befinden, denkmalgerecht saniert. Die Stiftung finanziert den ersten Bauabschnitt mit neun Millionen Euro. Die Mittel dafür werden aus dem Sonderinvestitionsprogramm des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt aufgebracht. Parallel zu den Sanierungsarbeiten wird von der Kulturstiftung der neue Museumsbetrieb auf dem Schloss aufgebaut. Mitte nächsten Jahres 2025 sollen dann Teile des Schlosses mit einer neuen Ausstellung zu Müntzer eröffnet werden.

In den Allstedter Burggemäuern befindet sich auch die Hofstube, der authentische Schauplatz, an dem Müntzer am 13. Juli 1524 seine Fürstenpredigt gehalten haben soll. Anlässlich des 500. Jahrestages dieses Ereignisses veranstaltet die Stadt am 10. August unter dem Motto "Müntzer lädt zu Tisch" ein Bürgerfrühstück am Historischen Rathaus, bei dem ab 12 Uhr auch ein Theaterstück zur Fürstenpredigt gezeigt werden soll. Höhepunkt aber ist die Einweihung des Reformationsdenkmals von Künstler Friedemann Knappe.

Zudem soll es in der Johanniskirche an diesem Tag einen Vortrag von Lucas Wölbing, einem Forschungsmitarbeiter an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig, zu Müntzers Wirken in Allstedt geben. Im Vorgängerbau der im Jahr 1765 errichteten Kirche St. Johannis Baptist hatte Müntzer regelmäßig gepredigt. "Auch die Kirchengemeinde bereitet sich seit einiger Zeit umfassend auf das Müntzer-Jubiläum vor", sagt Adelbert Stickel, Vorsitzender des Gemeindekirchenrats. Dach und Turm der Johanniskirche seien instandgesetzt worden. Auch die zu DDR-Zeiten errichtete Winterkirche sei saniert und barrierefrei umgebaut worden. Das Gotteshaus gilt als Vorzeigebau des Thüringer Rokoko. Vereinzelt sind noch Teile der Ausstattung aus den Zeiten des Reformators Müntzer erhalten. So werden etwa das Sandstein-Taufbecken der Vorgängerkirche und ein Teil des historischen Geläuts bis heute genutzt.

Neben den Bauarbeiten am Kirchengebäude war die Gemeinde in den vergangenen Monaten vor allem mit dem "Bau" neuer Strukturen beschäftigt: Im Zuge der geplanten Fusion der drei Kirchenkreise Bad Frankenhausen-Sondershausen, Mühlhausen und Südharz hatte Allstedt qua Kreissynodenbeschluss auch sein Inseldasein aufgegeben. Der Pfarrbereich, zu dem auch die Orte Heygendorf, Kalbsrieth, Landgrafroda, Mönchpfiffel, Niederröblingen, Einsdorf, Einzingen, Mittelhausen, Winkel und Wolferstedt gehören, wechselte zu Jahresbeginn vom Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen zum Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda.

Mit dem Weggang von Martin Weber nach Bad Salzungen war zudem seit vergangenem Sommer die Pfarrstelle in der Gemeinde nicht besetzt. "Wir haben die Vakanz aber gut überbrücken können", sagt Stickel, der selbst auch Lektor ist. "Tatsächlich mussten wir nicht einen Gottesdienst ausfallen lassen. Durch Vertretungsdienste konnten wir alles gut abdecken."

Nun sei mit Sandra Wildgrube-Dieckmann eine Nachfolgerin gefunden, sagt er glücklich. Die Diakonin war zuletzt am Bochumer Bonhoeffer-Haus tätig. Begleitet wird sie von ihrem Ehemann Stephan Dieckmann, der als Musikpädagoge das Team der "Mobilen Kirche" im Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda verstärken wird. Ein neues Zuhause soll das Paar in der frisch renovierten Pfarrhauswohnung, vis-à-vis zur Johanniskirche gelegen, bekommen, sagt Stickel. Eingeführt in ihr neues Amt wird Sandra Wildgrube-Dieckmann am 25. August.

Für Familie Dieckmann dürften weder Region noch Müntzer Unbekannte sein. Stephan Dieckmanns Vater war lange Jahre Pfarrer an der Jakobi-Kirche im benachbarten Sangerhausen. Zu den eigentlichen Jubiläumsveranstaltungen lädt Allstedt am letzten Augustwochenende im nächsten Jahr ein. Höhepunkt ist ein Müntzer-Oratorium, das am 30. August 2025 zur Uraufführung kommen soll. "Bis dahin gibt es aber noch viel zu organisieren", sagt Adelbert Stickel.

Autor:

Beatrix Heinrichs

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