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Großröhrsdorf
Aufbruch trotz Schockstimmung

Die barocke evangelische Stadtkirche kurz nach dem Brand, Foto vom 04.08.2023 | Foto: epd-bild/Daniel Schäfer
  • Die barocke evangelische Stadtkirche kurz nach dem Brand, Foto vom 04.08.2023
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Eine Kirche in Flammen - das haben die Großröhrsdorfer im August vergangenen Jahres erlebt. Der mutmaßliche Brandstifter hat gestanden und soll vor Gericht. Die evangelische Kirchgemeinde macht sich derweil Gedanken zum Wiederaufbau.

Von Katharina Rögner (epd)

Der Gemeindesaal im Pfarrhof ist voll. Knapp 100 Menschen sind gekommen. Die evangelisch-lutherische Kirchgemeinde im sächsischen Großröhrsdorf hat sich am Samstagabend auf den Weg gemacht. Zum Bau einer neuen Stadtkirche fand ein erster Gemeindeabend statt. Die bisherige Großröhrsdorfer Kirche aus dem 18.
Jahrhundert war in der Nacht zum 4. August nach einer Brandstiftung völlig zerstört worden. Der Dachstuhl und die Turmspitze stürzten ein. Der Schock sitzt noch immer tief.

Schon wenige Wochen nach dem Brand hatte der Kirchenvorstand beschlossen, ein neues Gebäude zu bauen. Wie es aussehen soll - modern oder so barock wie bisher - das alles ist noch offen. Kirchvorsteher Jens Großmann sagt: «Wir wollen Perspektiven entwickeln, nicht nur einen Stein auf den anderen setzen.» Mit einer neuen Kirche solle auch ein neuer Lebensraum für die Gemeinde entstehen, auch einer für nachfolgende Generationen. Großmann wünscht sich einen «Ort des Zusammenhalts». Aktuell gelte es, Ideen zu sammeln und Wege zu finden.

Von der Stadtkirche in Großröhrsdorf, etwa 30 Kilometer von Dresden, steht nur noch die äußere Hülle, vom Turm fehlt ein Stück, die wertvolle Innenausstattung ist verbrannt. Erst im November hatten die Statiker die Ruine freigegeben. Zuvor waren die vier Glocken geborgen worden - alle sind beschädigt und werden nicht mehr läuten können. Von dem spätgotischen Kruzifixus oder der Madonna und den Apostelfiguren aus dem 15. Jahrhundert ist nichts mehr da. Altar, Kanzel und Orgel, auch das Kirchengestühl und die beiden Emporen müssen ebenso unter Totalverlust verbucht werden.

Immerhin - von fast allen versilberten oder vergoldeten Sakralgeräten konnten kleinere und größere Fragmente geborgen werden. Eine etwa 180 Jahre alte Sonnenuhr hat den Großbrand sogar schadlos überstanden. Der mutmaßliche Brandstifter sitzt seit August in Untersuchungshaft und soll sich vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Görlitz hat im Dezember Anklage erhoben.

Gemeindepfarrer Stefan Schwarzenberg sagt zur Brandkatastrophe vor knapp einem halben Jahr: «Ich stehe immer noch unter Strom, es bewegt mich sehr.» Dankbar sei er für die «vielen starken Zeichen der Solidarität». Vielen Menschen sei der Aufbau der Kirche wichtig - auch außerhalb der Gemeinde. Zudem seien die Menschen näher zusammengerückt.

Auch Kirchenvorstandsmitglied Josias Kaiser betont, dass seit dem Brand viel Positives passiert ist. Der Kirchgemeinde sei der Zusammenhalt wichtig. Deshalb stehe der Wiederaufbau unter dem Motto:
«Wir bauen gemeinsam wieder auf». Für die nächsten Schritte sei ein sogenannter Perspektivausschuss gegründet worden. Bis zum Sommer soll nun ein «Anforderungsprofil für die Architekten» formuliert werden.

Auf dem Weg dahin sei die Gemeinde aufgefordert, Ideen, Visionen und Bedürfnisse zu äußern. In einem zweiten Schritt soll dann die Stadtgesellschaft in die Diskussionen eingebunden werden. Zudem könnten Erfahrungen aus Bauprojekten anderer Kirchgemeinden genutzt werden. «Wir wollen eine gute gemeinsame Basis schaffen», sagt Kaiser. Erst danach stehe die konkrete Umsetzung am Gebäude. Vorerst soll von Montag an ein Notdach auf das ausgebrannte Kirchenschiff montiert werden.

Unmittelbar nach dem verheerenden Brand im vergangenen Sommer hatte die Gemeinde ein Spendenkonto eingerichtet. Rund 428.000 Euro sind bisher eingegangen.

Beim Auftakt zum Wiederaufbau am Samstag bekamen die Gäste im Großröhrsdorfer Gemeindesaal ein Lesezeichen in die Hand. «Wie und warum muss eine Kirche für uns und die Menschen, die nach uns kommen, sein?», steht darauf. Vorstandsmitglied Kaiser gibt außerdem mit auf den Weg: «Was an einem Ort passieren soll, das hat Einfluss auf die Architektur.»

Autor:

Online-Redaktion

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