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Fastengespräche
„Das wird doch hier nichts“

Karla Göthe leitet seit zehn Jahren die Nöbdenitzer Fastengespräche. | Foto: Elke Lier
  • Karla Göthe leitet seit zehn Jahren die Nöbdenitzer Fastengespräche.
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Beim Nachrechnen, wann sie eigentlich mit ihren Fastengesprächen begonnen hat, stößt die Ärztin Karla Göthe aus Nöbdenitz im Kirchenkreis Altenburger Land auf ein Jubiläum.

Von Elke Lier

„2013 war es, als ich mit dem Gesprächsthema Fasten angefangenen habe, das sind ja schon zehn Jahre!“ 25 Jahre leitet sie Fastenkurse. Die 67–jährige tatkräftige Allgemeinmedizinerin war seit 1986 die Ärztin im Ort, hat die Praxis 2022 in junge Hände gelegt und sorgt sich noch stundenweise um ihre Patienten. Umso mehr schenkt sie ihre Zeit nun der Kirchengemeinde.

„Man kann doch die Passionszeit nicht einfach so über sich hinweggehen lassen.“ Da war schon vor einem Jahrzehnt ihre Überlegung, Menschen in einer geistigen Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrem Umfeld zusammenzubringen, um sie in der Zeit vor Ostern „mit Vorträgen und Gesprächen zu begleiten, Anregungen zu schenken, ihnen Wind unter die Flügel zu geben und im Durchhalten beim Fasten zu bestärken.“ Inzwischen gehören diese Gespräche in den Terminplan vieler Gäste aus der Region um Altenburg und Greiz. Kirchlich gebunden oder nicht, manche kommen zwischen Aschermittwoch und Ostern einmal in der Woche um 19 Uhr in die stilvolle Kultur- und Bildungswerkstatt Nöbdenitz, ein Kleinod in 450-jährigen Mauern.


„Man kann doch die Passionszeit nicht einfach so über sich hinweggehen lassen“

Pastellfarbene Bilder an schlichtweißer Wand künden schon von der Ausstellung „beziehungsweise“ – Ökumenischer Kreuzweg der Jugend, die am 22. Februar den Auftakt zu den Fastengesprächen gibt. „Hier interpretieren junge Menschen die Begegnungen Jesu während seines Leidens, Todes und nach seiner Auferstehung“, erklärt Karla Göthe. Mit der Lineart, einer Technik, bei der der Stift bis zum Ende des Motivs nicht abgesetzt wird, habe die junge Künstlergeneration eine neue interessante Ausdrucksweise gefunden. Bildtitel wie Machthaber, Peiniger, Unterstützer oder Mutmacherin bieten Besuchern aus Kirchengemeinden und Schulen reichen Diskussionsstoff.

Den Kindern und der Jugend gehört sowieso alle Zuneigung der Christin Karla Göthe, Mutter zweier Kinder und Oma von fast sieben Enkeln, eins ist noch unterwegs. So hat sie in der Fachwerkscheune am Kirchhof ein gemeinsames Kochen von Alt und Jung organisiert, hat als Rentnerin einen Jugendtreff ins Leben gerufen und zum 100. Geburtstag der Arztpraxis Spenden für einen für alle Familien ausleihbaren Spieleanhänger eingeworben.

Ihre freundliche Beharrlichkeit führte auch die Fastengespräche zu ungeahntem Zuspruch, entgegen der anfänglichen Skepsis des Pfarrers: „Das wird doch hier nichts.“ Die Themen reichen diesmal vom Humor als Lebenshilfe über Kirchenkrise, Entwicklungshilfe der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland im Nahen Osten, Strafrecht bis hin zur Buchlesung. Eine Andacht zu Beginn, dann folgen Impulsvortrag, Diskussion und abschließendes Gebet, das ist der Fahrplan dieser anregenden Abende. „Manchmal“ lächelt Karla Göthe, „währte die Diskussionsfreude fast bis Mitternacht“.

Illustre Gäste wie der letzte Admiral der DDR-Seestreitkräfte, ein katholischer Priester, der wissenschaftlich und scharfzüngig die Unterschiede zwischen evangelischen und katholischem Glauben sezierte oder Alt-Bischof Christoph Kähler, federführend beim Projekt „Lutherbibel“, trugen dazu bei.

Nach den Fastengesprächen wird auch Karla Göthe mit ihrem Ehemann Wolfgang und bestem Partner bei allen diesen Aktionen eine Fastenwoche einlegen. Sie verrät: „Wenn ich beruflich vor schwierigen Entscheidungen stand, habe ich zuvor gefastet, um einen klaren Kopf zu bekommen und das Wesentliche zu erkennen.“

Auf dem Einladungsflyer zu den Nöbdenitzer Fastengesprächen 2023 findet man ein winzig kleines Zitat des ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth, das es in sich hat: „Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu.“

Auftakt am Aschermittwoch, 22. Februar, dann immer dienstags, 19 Uhr in der Pfarrscheune

Autor:

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