Die gute Nachricht
Der Engel aus Kromsdorf
Tüten voller Süßigkeiten, Spielzeug und jede Menge Geschenkpapier: Bei Verena Schweser in Kromsdorf im Kirchenkreis Weimar sehen die Weihnachtsvorbereitungen aus wie anderswo auch. Allerdings packt sie in anderen Dimensionen.
Von Conny Mauroner
Seit Jahren beschenkt sie die Bewohner des Weimarer Obdachlosenheims. Liebevoll packt sie kleine Säckchen und befüllt sie. In diesem Jahr werden es 34 sein. So viele Männer und Frauen leben im „Haus Hoffnung“ in der Ettersburger Straße.
Viele von ihnen kennen Verena Schweser inzwischen gut. "Weihnachtsengel" oder "Gute Fee" wird sie von Einigen genannt. Immer wieder besucht sie das Obdachlosenheim: zu Ostern, am Nikolaustag und eben auch in der Weihnachtszeit. Der Kofferraum ihres kleinen roten Autos ist regelmäßig bis an die Decke gefüllt. Wochenlang dauern die Vorbereitungen, denn Geschenke organisieren sich nicht von allein. Schweser "putzt Klinken", bittet Freunde und Nachbarn um Unterstützung. "Glücklicherweise", sagt sie, "geben die meisten ein wenig Geld dazu." Eine Bekannte im Ort spendierte in diesem Jahr Honig, ein anderer Kromsdorfer das Obst.
Warum aber opfert Verena Schweser so viel Geld und vor allem Zeit? Um diese Frage zu beantworten, muss sie gar nicht lang nachdenken. "Weil es mir gut geht", so die schlichte und doch so logische Antwort. Ihre Kindheit, erzählt sie, sei bescheiden gewesen. Sie habe sparsam leben müssen. Geschenke gab es selten. Nächstenliebe sei das. "Die Menschen sind leider nicht mehr daran gewöhnt zu teilen. Die Gesellschaft hat sich verändert. Dabei macht man sich damit doch auch selbst ein Geschenk. Seinem Gegenüber eine Freude zu bereiten, gibt einem selbst so viel“, sagt Verena Schweser. Das Glück, das sie im Leben hatte, will sie weitergeben – sie will es teilen. "Denn wenn ich eines im Obdachlosenheim gelernt habe, dann ist es, dass jeder von uns in eine solche Situation kommen kann. Nicht alle Menschen, die dort unterkommen, tragen selbst Schuld daran."
Schweser hört bei ihren Besuchen auch zu. Nicht viele Bewohner erzählen. „Doch manche“, sagt sie, „schütten ihr Herz aus.“ Aber nicht nur im Obdachlosenheim engagiert sich die Lehrerin im Ruhestand. Jedes Jahr packt sie auch Päckchen für die Weimarer Tafel. Dafür sammelt sie Kinderspielzeug in der Nachbarschaft. „Vor Weihnachten stehen oft Kisten vor meiner Tür.“ Das Spielzeug packt sie liebevoll ein, beschriftet es und bringt es den Diakoniemitarbeitern vorbei. „Damit die bedürftigen Kinder an Heiligabend auch etwas zum Auspacken haben.“ Allein der Gedanke daran zaubert ihr ein Lächeln aufs Gesicht.
Autor:Online-Redaktion |
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