Neue Synagoge Magdeburg
Der Grundstein ist gelegt
Das Grundstück, auf dem die neue Synagoge in Magdeburg entsteht, ist auf dem Satellitenbild von Google-Maps noch eine Wiese; sogar das meterhohe Transparent mit dem Schriftzug „Otto baut eine Synagoge“ ist zu erkennen.
Von Thorsten Keßler
Seit dem ersten Spatenstich Anfang Mai ist auf dem inzwischen eingezäunten und gesicherten Gelände aber bereits die Bodenplatte gegossen worden, in der nun die Messingkapsel mit den Zeitdokumenten versenkt wurde.
Zahlreiche Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirche waren zur Grundsteinlegung gekommen. Alle betonten die moralische Verpflichtung der Gesellschaft, über 80 Jahre nach der Pogromnacht eine neue Synagoge zu errichten. Einer war nicht dabei, aber der Geist und das Andenken an den im Juli verstorbenen Vorstandsvorsitzenden der Synagogengemeinde, Wadim Laiter, schwebte über dem bewegenden Festakt.
In einer emotionalen Rede und einem Gebet dankte zunächst Inessa Myslitska, die Leiterin der Repräsentantenversammlung der Synagogengemeinde, allen Beteiligten. Bis zur Grundsteinlegung gab es „nicht immer nur Einigkeit. Deshalb sind wir Herrn Laiter sehr dankbar, der alles auf den Punkt gebracht hat.“ Unterstützt wurde die Synagogengemeinde auf dem jahrzehntelangen Weg bis zur Grundsteinlegung von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis, von Landes- und Kommunalpolitik sowie dem engagierten Förderverein Neue Synagoge Magdeburg. Dessen Vorsitzende, Waltraut Zachhuber, war gerührt. „Das Fundament steht. Es ist einst eine Synagoge durch Bürger und Bürgerinnen dieser Stadt zerstört worden und wir sind verpflichtet, alles zu tun, damit wieder eine Synagoge errichtet werden kann.“
Nur 150 Meter entfernt von der in der NS-Zeit zerstörten alten Synagoge entsteht der Synagogenneubau. Das Land übernimmt rund drei Viertel der insgesamt 3,4 Millionen Euro Baukosten, der Förderverein hat mitgeholfen, den Eigenanteil von 600 000 Euro zu stemmen. Das Grundstück ist eine Schenkung der Stadt Magdeburg. Oberbürgermeisterin Simone Borris erinnerte daran, dass sich ihr Vorgänger Lutz Trümper immer wieder für den Neubau stark gemacht habe und die Stadträte die Entscheidungen dafür getroffen haben. In Erinnerung an die Zerstörung der alten Synagoge betonte die Oberbürgermeisterin: „Ich würde mir wünschen, dass wir als Stadtgesellschaft beieinanderstehen und dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder passiert.“
Herausforderungen beim Bau bleiben für die Synagogengemeinde. Auch die Sorge über wachsenden Antisemitismus treibt Jüdinnen und Juden um. Landesrabbiner Daniel Fabian ist überzeugt, dass die Gesellschaft stark genug ist, gegen den Antisemitismus aufzustehen. „Solange das überwiegt, haben wir eine Chance, dagegen gemeinsam zu kämpfen.“ Der Landesrabbiner gab seinen Segen. In der versenkten Kapsel befinden sich unter anderem eine Mitgliederliste der Synagogengemeinde sowie die Namen der Repräsentantenversammlung und des Vorstandes, Bilder, ein Brief der Kinder der Synagogengemeinde und der Nachruf auf Wadim Laiter, Baupläne, Münzen, Informationen des Fördervereins, das Gemeindeblatt Shalom und eine Tageszeitung. Ende 2023 soll die Synagoge fertig sein.
Autor:Online-Redaktion |
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