Fernsehgottesdienst aus Quedlinburg

Deutschlandweite Gemeinde

So ein Fernsehgottesdienst ist etwas ganz anderes als ein üblicher Gottesdienst“, sagt Franziska Junge aus Quedlinburg. „Er wird von langer Hand vorbereitet.

Von Claudia Crodel

Man trifft sich rund sechs Monate vorher das erste Mal.“ Die Pfarrerin weiß, wovon sie redet. Wenn 24. November der ZDF-Gottesdienst aus der Nikolaikirche gesendet wird, dann ist das bereits der dritte Fernsehgottesdienst in diesem Jahr aus der Fachwerkstadt. „Erstmals war das ZDF 2022 bei uns. Und nach einem Jahr Pause in diesem Jahr nun schon zum dritten Mal“, so Junge. Nach den Gottesdiensten am 8. März und am Tag des offenen Denkmals am8. September, sei man nun so etwas wie eine "Heimatgemeinde" für das ZDF geworden.

Franziska Junge verweist darauf, was für einen derartigen Gottesdienst wichtig ist: „Im besten Fall passen Musik und Texte all der Menschen, die im Gottesdienst zu Wort kommen und von ihrem Glauben erzählen, gut zusammen.“ Doch das sei nicht alles. Diese Gottesdienste seien auch eine große Feier für die Kirchengemeinde. Viele Gemeindeglieder wirken mit: rund 60 vor der Kamera, mehr als 40 dahinter.

Am Donnerstag vor dem Gottesdienst kommen Technik und die Übertragungswagen vor der Nikolaikirche an. Dann wird die Technik aufgebaut und am Freitag die Kirche ausgeleuchtet. Dabei helfen vor allem junge Gemeindeglieder mit, die dabei auch etwas über Ton, Licht und Kameratechnik lernen können. Rund 30 Mitarbeiter des ZDF aus Mainz und zehn Helfer aus der Gemeinde arbeiten konzentriert zusammen. Aber da sind auch die Helfer, die Brote schmieren, Kaffee kochen und Kuchen backen für die Versorgung der Menschen, die den Gottesdienst vorbereiten. Und dann sind da die, die Blumen besorgen und Kerzen aufstellen. Nicht zu vergessen sind natürlich all diejenigen, die vor der Kamera stehen werden: die mitwirkenden Sängerinnen und Sänger des Quedlinburger Oratorienchors unter Leitung von Marc Holze, die Musiker, die Quedlinburger, die von sich erzählen, und die Fotografen.

Andere sind nach dem Gottesdienst aktiv, denn nach der Ausstrahlung im Fernsehen, ab 10.15 Uhr, können Menschen anrufen, die etwas zum Gottesdienst sagen wollen. Es seien oft auch Anrufer dabei, die schon mal in Quedlinburg waren und bei denen Erinnerungen wach geworden sind, oder auch alleinstehende Menschen, die gern mal mit jemanden reden möchten, so Pfarrerin Junge. Der Telefondienst geht bis 18 Uhr. „Danach kommen wir alle noch einmal zusammen, tauschen uns aus: über den Gottesdienst, seine Vorbereitung, über das, was in den Telefongesprächen war“, erzählt Junge. „Wir sind dankbar und stolz, dass man mit uns, einer Gemeinde aus einer kleineren Stadt, den Gottesdienst feiert, den viele Menschen an den Fernsehgeräten miterleben.“

Der Gottesdienst am Ewigkeitssonntag steht unter dem Titel „Alles gibt’s ein letztes Mal“. Doch er ist nicht nur dem Andenken an die verstorbenen Menschen gewidmet, von denen wir Abschied nehmen mussten, sondern er thematisiert auch andere Abschiede im Leben: den letzten Schultag oder das letzte Mal, dass eine Mutter ihr größer gewordenes Kind auf dem Schoß gehalten hat, beispielsweise. „Der Gottesdienst erzählt von letzten Malen, von Abschieden und Neubeginn. Und er nimmt in den Blick, was über alles Vergehen hinaus Hoffnung schenkt“, heißt es in der Ankündigung. 

Spätestens um 9 Uhr muss man am 24. November in der Quedlinburger Nikolaikirche seinen Platz eingenommen haben. Das ZDF überträgt den Gottesdienst um 9.30 Uhr.