Halle
Diakoniewerke wollen zusammengehen
Die Zusammenarbeit besteht schon länger, jetzt sollen beide Einrichtungen fest zusammenwachsen: Das Diakoniewerk Halle plant eine Fusion mit dem Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin.
Von Oliver Gierens
Laut Pressesprecher Udo Israel prüft das Bundeskartellamt derzeit die Fusion. Gibt es von dort keine Einwände, soll das Zusammengehen bis zum zweiten Quartal des kommenden Jahres über die Bühne gehen.
Die Kuratorien beider Häuser haben laut Israel im Sommer dieses Jahres entschieden, dass ein Zusammengehen sinnvoll sei. Denn die Arbeitsfelder beider diakonischer Werke überschneiden sich in vielen Bereichen. So ist das Diakoniekrankenhaus in Halle seit längerer Zeit auf Geriatrie, also Altersmedizin, spezialisiert. Auch das Lutherstift in Frankfurt (Oder), das zum Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin gehört, ist auf die Betreuung von Senioren spezialisiert.
"Eine Kooperation ist im Krankenhausmarkt und im Sozialwesen notwendig", sagt Udo Israel. Das Berliner Haus habe solche Fusionsprozesse bereits einige Male durchgemacht und damit entsprechende Erfahrungen gesammelt. Dabei sei das Diakonissenhaus vielfältig aufgestellt – mit drei Krankenhäusern in Luckau, Ludwigsfelde und Frankfurt (Oder) sowie mit zahlreichen Altenpflegeeinrichtungen.
Dabei sollen in Halle alle Einrichtungen erhalten bleiben, verspricht Israel. Es gehe um die Frage, wo man kooperieren oder zusammengehen könne, beispielsweise in der Ausbildung. Das Diakoniekrankenhaus in Halle sei mit rund 200 Betten alleine zu klein, um auf Dauer weiterbestehen zu können.
Im Dezember vergangenen Jahres war die bisherige Leitung des Diakoniewerks Halle überraschend abberufen worden. Seitdem leiten der Theologische Vorstand des Berliner Diakonissenhauses, Pfarrer Matthias Blume, und der Kaufmännische Vorstand Lutz Ausserfeld die Einrichtung.
Zudem kommt noch ein dritter Partner mit ins Boot: Auch das Universitätsklinikum Halle will eine Minderheitsbeteiligung am Diakoniekrankenhaus übernehmen. Laut Udo Israel sind 25 Prozent im Gespräch. Beide Kliniken arbeiten schon seit längerer Zeit zusammen, unter anderem beim ZASSA, dem Zentrum für Altersmedizin im südlichen Sachsen-Anhalt. Laut Israel gehe es unter anderem darum, das Diakoniekrankenhaus stärker an Forschung und Wissenschaft anzubinden. Mit dem Uniklinikum gebe es bereits Kooperationen in der Chirurgie und der Geriatrie sowie beim interdisziplinären Darmzentrum. Beide Chefärzte kommen von der Uniklinik.
Dabei soll das Diakoniekrankenhaus keine Unterabteilung des Uniklinikums werden, versichern die Beteiligten. Langfristig benötige das Haus ein breiteres Zukunftskonzept, sagte der Ärztliche Direktor des Uniklinikums, Thomas Moesta. Daher diskutiere man derzeit, in welchen Bereichen eine weitere Zusammenarbeit sinnvoll sei. Ein Stellenabbau sei aber nicht beabsichtigt. "Wichtig ist mir, dass der diakonische Geist des Hauses erhalten bleibt."
Zum Diakoniewerk gehört neben dem Krankenhaus die Klinik Poli Reil am Hallenser Reileck, die nach eigenen Angaben einzig verbliebene Poliklinik in Sachsen-Anhalt zur ambulanten Versorgung. Hinzu kommen zwei Altenpflegeheime, ein Pflegedienst sowie ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung. All das solle mit der geplanten Fusion ebenso erhalten bleiben wie das Angebot für altersgerechtes Wohnen, heißt es aus dem Mühlweg.
Autor:Oliver Gierens |
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