»Die Wahrheit macht euch frei« – Kirchengemeinden nennen Nazi-Glocken
Über den künftigen Umgang mit Nazi-Glocken hat sich die EKM am 12. April mit den betroffenen Kirchengemeinden beraten. Zu dem Treffen im Landeskirchenamt war auch der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Reinhard Schramm, eingeladen. Dabei sagte er, dass die Kirchengemeinden entscheiden müssten, wie sie mit dem dunklen Erbe umgingen. Er wolle sich auch nicht instrumentalisieren lassen. Sonst hieße es, die Juden seien schuld, dass die Nazi-Glocken nicht mehr läuteten.
Die Teilnehmer des Gesprächs im Landeskirchenamt haben einstimmig die Empfehlung von Landesbischöfin Ilse Junkermann begrüßt, die Nazi-Glocken nicht mehr läuten zu lassen. Die Entscheidung, wie mit den Glocken weiter verfahren wird, wollen die Gemeindekirchenräte vor Ort treffen. Betroffene Kirchengemeinden haben ferner angekündigt, an die Öffentlichkeit zu gehen. Bislang hatte die EKM erklärt, die Standorte der Kirchen nicht zu veröffentlichen, um die Gemeinden zu schützen und Missbrauch auszuschließen.
»Die Wahrheit macht euch frei (Joh 8,32). Alles andere ist Lüge«, sagte Pfarrer Michael Wendel aus Vachdorf (Kirchenkreis Meiningen), zu dessen Pfarrbereich die Kirche von Leutersdorf mit einer Glocke aus der Nazi-Zeit gehört. Er plädierte für einen offensiven Umgang mit der Geschichte und dem Versagen der Kirche. Ricklef Münnich von der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum betonte, dass der »Stand der Unschuld« verloren sei und alle in der EKM Teil des Problems sowie der Lösung wären.
Auf dem Gebiet der EKM habe man Kenntnis von neun Glocken mit Nazi-Symbolik, hieß es. Davon befänden sich sechs in Thüringen und drei in Sachsen-Anhalt. Eine Glocke aus der Nazi-Zeit existiert unter anderem in Gossa im Kirchenkreis Wittenberg. Pfarrer Albrecht Henning berichtete vom GKR-Beschluss, die Glocke abzuhängen und eine Glocke der Versöhnung gießen zu lassen.
Die Teilnehmer des Treffens verabredeten ein Folgetreffen in drei Monaten zum Austausch über konkrete Verfahrensschritte.
Willi Wild
Autor:Online-Redaktion |
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