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Altenburg
Ein klingendes Denkmal

Der Förderverein Freundeskreis Brüderkirche Altenburg hat der Kirchengemeinde Anfang November die vierte Glocke geschenkt.

Am 25. Oktober 1989 verließen, laut Bericht der Stasi, hunderte Menschen mit befreitem Gesicht die Brüderkirche zu Altenburg und sammelten sich zur ersten „Groß-Demo“.

Die seit 1942 fehlende 4. Glocke soll als Klingendes Denkmal an das Geschenk der Freiheit, Menschenwürde und Gottvertrauens erinnern. Deshalb lautet die Inschrift der Glocke „dona nobis pacem“ (Gib uns Frieden!), die wie eine Hymne der Friedlichen Revolution in unseren Ohren klingt.

Aber die Glocke erinnert und mahnt auch an jene Ereignisse, die nicht für Freiheit, Menschenwürde und Gottvertrauen stehen. Eine ganze Liste mit 35 Terminen hat der Gemeindekirchenrat in der Läuteordnung zum 13 Uhr bzw. 17 Uhr Mahn- und Gedenkgeläut zusammengefasst.

Die Glocken der Brüderkirche wurden, wie an zu vielen Orten, im Ersten und Zweiten Weltkrieg für Kriegszwecke missbraucht, entweiht und eingeschmolzen.

Die Brüderkirche war und ist seit ihrer Entstehung eine Bürger-Kirche. Eine Kirche für die Bürgerschaft der Stadt. Denn Kirche ist nach ihrem Selbstverständnis eine „Kirche für andere“ (Dietrich Bonhoeffer), die für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für die Stärkung von Selbstvertrauen und Zivilcourage und für kulturelle Zwecke eintritt. Gegründet und begründet auf den Fundamenten des christlichen Glaubens. Denn im biblischen Sinne geht es um den Willen „der Stadt Bestes zu suchen“ (Jeremia 29,7). Die Brüderkirche wurde durch die Stadt-Gesellschaft 1905 erbaut und besonders in den letzten Jahren als Denkmal durch Fördermittel von Stadt, Land und Bund, wie z.B. die letzen Bauabschnitte der Turmsanierung, mitfinanziert.

Der Förderverein dankt der Bürgerschaft für alle Spendentreue in Höhe von 53 000 Euro bei der Anschaffung der 4. Glocke. Die Sanierung des Glockenstuhls und der gesamten Anlage des Vierer-Geläutes unterstützte der Förderverein die Kirchengemeinde mit weiteren 38 000 Euro.

Die Glocke ziert das Christusmonogramm, denn es gibt beim Glockenguss eine heilige Tradition. Glocken werden freitags um 15 Uhr gegossen, in Erinnerung an die Sterbestunde Jesu. Glocken erinnern an den letzten Herzschlag unseres Herrn und an seine Auferstehung. Er hat sich durch seinen Tod „ein für alle mal“ als Retter und Befreier unseres Lebens geopfert. Im Gottesdienst singen wir bei der Feier des Abendmahls: „Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünde der Welt…“ Da bekennen wir, dass Christus an unserer Seite ist und er so manche Last von uns nimmt und wir ent-lastet und aufrecht zum Segen werden können.

Je älter ich werde, umso wichtiger werden mir die Glocken. Sie trösten, wenn Leid und Kummer treffen. Sie mahnen und erinnern, dass Gottes Wegweisungen zu einem gerechten Leben führen. Sie rufen zu Gebet und Andacht. Sie locken zum Danken und zur Demut. Deshalb sind Glocken keine Geräuschkulisse, sondern sind sie Dienerinnen des Gottvertrauens.

Pfarrer i.R. Reinhard Kwaschik

Autor:

Online-Redaktion

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