Stiftung Neinstedt
Einer von hier an der Spitze
Geht man mit Ronny Rösler über das Gelände der Evangelischen Stiftung Neinstedt, grüßt er fast jeden wie einen alten Bekannten.
Von Uwe Kraus
„23 Jahre Teil der Stiftung zu sein, hinterlässt Spuren. Da hat man viele Namen drauf und hält auch mal ein Schwätzchen.“ Er überlegt, ob er schon in allen Häusern zu tun gehabt hat. „Bis nach Calvörde und Etingen bin ich schon gekommen“, erzählt der eingesegnete Diakon der Diakonischen Gemeinschaft der Brüder und Schwestern des Lindenhofs Nein-stedt. „Es ist wichtig, die Menschen hier zu kennen, kein Fremder zu sein.“
Am 1. Juni übernahm er die Funktion des Pädagogisch-Diakonischen Vorstands von Hans Jaekel, der 2025 in den Ruhestand verabschiedet wird. Nun trägt der bisherige Leiter für den Kinder- und Jugendbereich noch mehr Verantwortung für 1287 Mitarbeiter, die rund 5000 Klienten betreuen. Schnell spürt man: Ronny Rösler ist „einer von hier“. Bürokaufmann hat der heute 42-Jährige gelernt, bekam keinen Job, sollte sich einen Praktikumsplatz suchen. Der Griff damals zum Telefonbuch, man könnte ihn als lebensentscheidend betrachten.
Er landete im Neinstedter Werkstattbereich, machte seinen Gabelstaplerschein, ging nicht weg, sondern absolvierte ein weiteres Praktikum. Einen Bürojob fand Rösler in Neinstedt nicht. Aber Heilerziehungspfleger konnte er werden. „Im Fernunterricht in Hermannswerder bei Potsdam, mit Präsenzwoche, Lehrbriefen und berufsbegleitend 30 Stunden die Woche Praxis in Neinstedt. Das war eine schöne, mich bereichernde Zeit.“ Insgesamt acht Jahre arbeitete er dann am Osterberg mit Schwerst- und Mehrfachbehinderten. „Diese Zeit hat mich am meisten auf meinem Weg geprägt. Die sind so hilfsbedürftig, ich musste mich auf Menschen einlassen, die nicht sprechen. Meine Erfahrungen von dort haben mich immer begleitet.“
Ronny Rösler nahm weitere Fortbildungsschritte. 2010 übernahm er erst die Leitung eines Teams, dann die Bereichsleitung „Bilden und Fördern“. Um Kitas und eine Schule kümmerte sich Ronny Rösler fortan, drückte zudem nochmal selbst die Vorlesungsbänke, um seinen Master im Sozialmanagement zu machen. Im Sommer 2023 beendete er dann erfolgreich eine dreieinhalbjährige Diakon-Ausbildung.
Ronny Rösler hebt seine Frau hervor, die sich mit ihm dieser familiären Herausforderung gestellt hat, „die wir gut meistern“, wie der zweifache Familienvater einschätzt.
Er sei ein Teamplayer, kein einsamer Reiter in der Prärie, der allein entscheidet, meint er. „Ich folge den Spuren der Gründerfamilie unserer Stiftung Nathusius von 1850 und werde künftig mein eigenes Neinstedt-Kapitel schreiben.“ Seinen Umzug ins Vorstandsbüro begleitet auch ein privater: Die Familie wird später von Quedlinburg nach Neinstedt ziehen. „Dass ein Vorstand dann wieder in Neinstedt wohnt, folgt einer guten Tradition, in guter Nähe zu den Menschen hier zu arbeiten und zu wohnen.“
Autor:Online-Redaktion |
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