Reformationsjubiläum
Evangelisch seit 500 Jahren
Wer die „Kirche im Felde“, die St. Laurentius heißt, nordöstlich vor dem Dorf Groß Quenstedt gelegen, erreicht hat, hört Orgelklänge. Auf der Empore sitzt der Organist und junge Orgelbauer Erik Deuerling.
Von Uwe Kraus
„Als junger Beiratsvorsitzender plant er aber auch in enger Kooperation mit dem örtlichen Kirchengemeindebeirat unser besonderes Jubiläum“, erzählt Pfarrerin Susanne Entschel vom Pfarrbereich Wegeleben im Osten des Kirchenkreises Halberstadt. Der Anlass: In Groß Quenstedt wurde vor 500 Jahren der erste evangelische Gottesdienst gefeiert. Sehr früh also, wenn es mit dem weiteren Umland verglichen wird.
Erik Deuerling, seine Schwester Madlen, wie er GKR-Mitglied, und weitere Mitstreiter wälzten auf Anregung von GKR-Mitglied Henning Blume alte Chroniken und historische Akten. Die bestätigen: Die Reformation kam 1520 aus Richtung Halberstadt, wo „die Augustinermönche das Johanniskloster inne hatten“. In der Halberstädter Martinikirche begannen die Mönche Johannes Wissel und Heinrich Gebhard evangelisch zu predigen. Nach zwei Jahren aber wurden sie beim Domkapitel verklagt und aus der Stadt gewiesen, schreiben die Annalen. Gebhard erhielt 1523 vom Rat der Stadt die Pfarre in Groß Quenstedt. So war das Dorf „die erste Landgemeinde, in welcher die evangelische Lehre verkündigt wurde“. Jedoch konnte „Heinrich Gebhard sich nicht lange der Verkündigung des evangelischen Glaubens erfreuen“, erzählen die Gerichtsakten. Stiftshauptmann Hans von Werthern hat ihn verhaftet, und „in den Turm zu Gröningen gefangen gesezt. Nach einem Monate freigelassen, erhielt er endlich 1528 einen Ruf nach Goslar“, schreibt Wilhelm Görges 1844 in seinen „Vaterländischen Denkwürdigkeiten der Vorzeit“.
Sein Blick gelte nicht nur der Historie, hebt Erik Deuerling hervor, der mit nur 22 Jahren 2022 Beiratsvorsitzender eines jungen Teams wurde.
Die Kirche wurde um 1250 wahrscheinlich vom Templerorden errichtet und war vermutlich Teil einer ganzen Anlage. Sie habe 150 Plätze, die zu Heiligabend voll sind. „Aber auch bei Konzerten oder Orgelliederandachten kommen viele, nicht nur Gemeindeglieder.“ Für den 23-jährigen soll in der Kirche ein optimistisches Licht leuchten. Das mache Gemeindeleben aus. „Wir mögen unsere kleine Kirche“, sagt Madlen Deuerling, die sich in Groß Quenstedt der Arbeit mit Kindern verschrieben hat. „So werden wir bei den Feierlichkeiten vom 27. bis 31. Oktober ein kleines Luther-Stück aufführen, das wir einstudiert haben. Wir werden Luther in die Jetzt-Zeit holen und erklären, dass Reformationstag eben nicht Halloween ist.“ Dabei sei es egal, ob die Mitspieler getauft seien und zur Christenlehre bei Madlen Deuerling kommen, oder nicht.
„Unser Signal nach draußen lautet: Wir sind eine lebendige Kirchen-Gemeinde. So wollen wir vor Ort wahrgenommen werden und gemeinschaftsbildend sein“, erklärt ihr jüngerer Bruder. Darum wird es am Reformationstag um 14 Uhr einen Regionalgottesdienst in St. Laurentius geben und am 28. Oktober um 17 Uhr der Kammerchor Halberstadt singen. Zudem trifft man sich zum Kinoabend im Pfarrhaus Ostendorf.
Autor:Online-Redaktion |
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