Erfurt: Künstler aus Halle gestaltet Fastentuch
Fasten für die Augen
Kalymma«, lautet der Titel einer Kunstaktion, die der Kirchenkreis Erfurt in diesem Jahr zum vierten Mal veranstaltet. Ein Wort, das so geheimnisvoll klingt wie der Umstand, den es beschreibt: »Kalymma« stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet »Hülle«. Während der Passionszeit nämlich soll der Altar der Michaeliskirche verdeckt werden. Dafür wird der in Halle lebende Künstler Moritz Götze ein neues Kunstwerk gestalten und vor dem Altar aufstellen.
Götze hat sich mit Gemälden, Grafiken und Skulpturen weit über die Grenzen Mitteldeutschlands hinaus einen Namen gemacht. Sein »Jesus vor Kaiphas«, so der Titel seines Altars, stellt in seiner Motivwahl, der Bildsprache und Farbgewalt die gängigen Sehgewohnheiten der Kirchenbesucher auf die Probe, wie der Kirchenkreis mitteilte.
Mit der Altarverhüllung während der Passionszeit greift die Erfurter Kunstaktion einen alten Kirchenbrauch auf, der bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht. Das Hungertuch, auch Palmtuch oder Passionstuch genannt, sollte in den sieben Wochen vor Ostern den Altar und mit ihm die bildlichen Darstellungen von Jesu vor den Blicken der Gemeinde verbergen. Die Augen der Gläubigen sind so quasi zum »Seh«-Fasten gezwungen. Die Tradition entstand aus dem jüdischen Tempelvorhang, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu erwähnt wird. (red)
Moritz Götzes Altarverhüllung wird am 2. März, 16 Uhr, im Rahmen einer Andacht und im Beisein des Künstlers in der Michaeliskirche präsentiert. Zu sehen ist das Kunstwerk vom 2. März bis 19. April, montags bis samstags von 11 bis 16 Uhr.
Autor:Online-Redaktion |
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