"Osterfeuer" trotz Corona
Feuer löst Knoten
Jetzt ist es an der Zeit, eine Last loszuwerden. Am Karfreitag, dem Tag, an dem Jesus gestorben ist, hat die St. Kilianer Pfarrerin Constanze Greiner etwas Besonderes vor. In der Autobahnkirche von St. Kilian im Kirchenkreis Henneberger Land hängt ein Gartenzaun. An ihm sind Stricke angebunden und fest verknotet. Große, kleine, dicke, dünne, doppelte oder einfache Knoten zieren die Verstrebungen. Viele der Gebinde sind mit Zettelchen versehen.
Von Katja Wollschläger
Constanze Greiner steht vor der sogenannten Gebetswand und betrachtet die geknoteten Stricke. „Jeder hat Knoten im Leben. Das können Probleme sein oder Dinge, die sich nicht, vielleicht nie lösen lassen“, beginnt die Pastorin zu erzählen. Irgendwann einmal sei ihr die Idee gekommen, all diese ungelösten Probleme auf eine besondere Art und Weise an Gott weiterzuleiten. So entstand die Gartenzaun-Gebetswand in der Autobahnkirche. Und jeder, der wollte, konnte sein Problem aufschreiben und mit Hilfe eines Stricks an diese anknoten.
Nun sind die Tage dieser visualisierten Probleme gezählt. An Karfreitag soll ein Feuer der Hoffnung lodern. „Ich habe vor, an diesem Tag alle Knoten von der Gebetswand in einem großen Feuer in einer Feuerschale vor der Kirche zu verbrennen“, sagt Pfarrerin Constanze Greiner. Die Probleme werden in Rauch aufgehen und symbolisch an Gott übergeben.
Und weil es nur in der Autobahnkirche eine solche Gebetswand gibt, die Pastorin aber möglichst vielen Menschen Sorgen und Nöte nehmen möchte, hat sie ihre Aktion ausgeweitet. Gemeinsam mit Helfern aus ihrer Kirchgemeinde hat sie Boxen gebastelt und diese in ihren Kirchen St. Kilian und Altendambach, aber auch in denen der Nachbargemeinden Hinternah, Waldau, Schleusingen, Gerhardtsgereuth und Wiedersbach aufgestellt. Dort können Zettelchen eingeworfen werden. Und: Auch sie sollen an Karfreitag in Rauch aufgehen. Doch nicht ohne begleitende Worte. Constanze Greiner wird eine Andacht feiern. Allein und doch in großer Gemeinschaft. Denn die Andacht wird gefilmt und am Karfreitag im Internet zu sehen sein.
Genau wie der Ostergottesdienst. Dafür hat sich Constanze Greiner mit Andreas Barth, Pfarrer in der Region Schleusingen, und Pfarrer Markus Heckert aus Hinternah zusammengetan. Und so, wie es aufgrund der Corona-Krise seit Wochen Online-Gottesdienste aus Kirchen der Region gibt, wird Ostersonntag aus der Johanniskirche Schleusingen gesendet.
Es soll ein Osterfest werden, das es so noch nicht gegeben hat. Anders eben. Was aber in der Kirchgemeinde St. Kilian gleich bleibt: Es gibt Ostergrüße. Auch in Corona-Zeiten. Dafür sorgt die Pfarrerin. Allerdings werden es andere Ostergrüße sein. Solche zum Anfassen. Dafür wird Pastorin Greiner gemeinsam mit Helfern Päckchen verteilen. „Die sind vor allem für all jene gedacht, die keinen Zugriff auf moderne Medien haben, die den Ostergottesdienst nicht im Internet verfolgen können. Sie bekommen etwas zum Anfassen – als Ersatz“, sagt Greiner. Was hineinkommt? Das wird nicht verraten. Nur so viel: Man kann Ostern fühlen, riechen und schmecken.
Autor:Online-Redaktion |
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