Klinikseelsorge: 30 Jahre Ökumene am Krankenbett
Gottesdienste im Röntgenraum
Der Raum der Stille im heutigen SRH-Klinikum, dem Waldkrankenhaus in Gera, ist rund um die Uhr geöffnet. Er bietet Patienten, Angehörigen und dem Krankenhauspersonal einen Moment der Ruhe, um innezuhalten.
Von Wolfgang Hesse
Die beiden Klinikseelsorgerinnen, Hanna Kiethe und Cornelia Fries, nutzen den Raum sehr oft selbst, um die Gespräche des Tages in Gottes Hände zu legen. Jeden Sonntag wird hier Gottesdienst gefeiert, immer mittwochs laden sie zu einer Andacht ein. Bereits im September 1991 hat die evangelische Pfarrerin Ute Nies mit der Arbeit im damals improvisierten Umfeld mit der Klinikseelsorge begonnen. Ein Jahr später kam ihr katholischer Kollege Bruder Paulus dazu. "Zunächst hielten wir unsere Gottesdienste im Röntgendemonstrationsraum ab", berichtet der Kapuziner Bruder schmunzelnd und schaut dankbar auf die Anfänge zurück.
Für die Pfarrerin Hanna Kiethe, die von 1996 bis heute im Seelsorgeteam arbeitet, waren diese Jahre mit einigen Umbrüchen verbunden. Ein neues Bettenhaus und der heutige Raum der Stille wurden 2012 eingeweiht. Ihre Kollegin, die katholische Seelsorgerin Cornelia Fries, arbeitet seit 2006 mit im Team: "Es ist nicht der Kranke, sondern der Mensch, den wir am Krankenbett besuchen". Jeder Patient kann sich einen Seelsorgebesuch wünschen, unabhängig von Konfession, der Zugehörigkeit zu Religionsgemeinschaften und dem eigenen Weltbild. "Wir führen unsere Gespräche unkompliziert, bedingungslos und unvoreingenommen, wobei unser Gegenüber bestimmt, worüber wir reden", ergänzt Hanna Kiethe. Doch auch Angehörige und das medizinische Personal finden bei den Klinikseelsorgerinnen ein offenes Ohr. "Schwere Schicksalsschläge, Trauer, Schuld und Ängste liegen vielen Menschen auf der Seele", weiß Hanna Kiethe. Nicht selten würden auch Lebensbilanzen gezogen.
Während der Pandemie waren die Seelsorgerinnen die einzigen, die zu den Patienten duften. "Viele Angehörigen baten uns, ihre Lieben zu besuchen und suchten selbst Trost bei uns, wenn sie jemanden durch Corona verloren hatten", berichtet Hanna Kiethe.
"Man muss diese Arbeit wollen und lieben", fasst Cornelia Fries zusammen. Für den Ausgleich helfen ihr Prinzipien der "Psychohygiene", eine positive Ablenkung sowie ein familiäres Umfeld als gute und wichtige Basis. Beide stützen sich auch gegenseitig. "Wir reflektieren für uns: Wie würde es mir in solch einer Situation gehen?", sagt Hanna Kiethe.
Autor:Online-Redaktion |
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